Leben retten unter Lebensgefahr: Hilfsorganisation arche noVa fordert mehr Schutz für humanitäre Einsatzkräfte

Ukraine
In Gebieten, in denen gewaltsame Auseinandersetzungen stattfinden, kommen immer häufiger humanitäre Einsatzkräfte zu Schaden. Auch die Hilfsorganisation arche noVa ist von diesen Gefahren betroffen – und fordert mehr Schutzmaßnahmen für Helfer*innen.

Für humanitäre Einsatzkräfte war 2024 das tödlichste Jahr aller Zeiten. 378 Mitarbeitende lokaler und internationaler Hilfsorganisationen kamen im vergangenen Jahr gewaltsam ums Leben.

Auch 2025 setzt sich dieser traurige Trend fort: Bei einem bewaffneten Angriff im Norden Malis, dem insgesamt 35 Menschen zum Opfer fielen, wurde am 07.02.25 ein Fahrer getötet, der im Auftrag einer lokalen Partnerorganisation von arche noVa arbeitete. Ein humanitärer Helfer des Partners Nouveaux Horizons erlitt schwere Verletzungen.

„Dieser Anschlag hat das gesamte Team von arche noVa und seiner Partnerorganisation tief getroffen, aber unser Engagement und unsere Entschlossenheit sind ungebrochen. Wir werden unsere Mission fortsetzen, Leben zu retten und den tausenden von Menschen, die vom jahrelangen Konflikt und den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen sind, wieder Hoffnung zu geben. Gemeinsam mit anderen internationalen Hilfsorganisationen werden wir uns bei der Regierung dafür einsetzen, dass mehr Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung und der humanitären Helfer ergriffen werden“.

Souleymane Sana, Leiter Länderbüro in Mali

Drei Jahre Krieg in der Ukraine: Hilfe ist überlebenswichtig – und lebensgefährlich

Auch in der Ukraine, wo seit beinahe 3 Jahren Krieg herrscht, sind humanitäre Helfer*innen einem hohen Risiko ausgesetzt. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 wurden insgesamt 121 NGO-Mitarbeitende Opfer von Angriffen, 27 verloren dabei ihr Leben.

Im Mai 2024 kam bei einem Angriff auf die Stadt Charkiw das Büro von arche noVa zu Schaden, verletzt wurde dabei glücklicherweise niemand. Doch Momente wie diese machen den Mitarbeitenden bewusst, wie gefährlich ihr Einsatz ist.

„Wer sein Leben der humanitären Hilfe widmet, sollte nicht darum fürchten müssen. Als Organisation geben wir jeden Tag unser Bestes, um unsere Teams und Partner vor Angriffen zu schützen. Dafür braucht es aber sowohl die finanziellen Mittel als auch den Respekt der involvierten Staaten für unsere Arbeit. Wir fordern die nationalen und globalen Verantwortlichen dazu auf, sich stärker für die Sicherheit humanitärer Helfer*innen einzusetzen und Mittel bereitzustellen, die uns ein risikoarmes Wirken ermöglichen.“

Dr. Jens Ola, Geschäftsführer arche noVa

Wie essenziell humanitäre Hilfe für die Menschen in der Ukraine ist, zeigt die Geschichte von Lyubov Demeshko aus dem grenznahen Staryi Saltiw, deren Haus durch Raketenbeschuss schwer beschädigt wurde: „Es gab kein Dach mehr, keine Fenster. Die Decken im Haus, einfach alles war kaputt“, erinnert sich die 63-Jährige. arche noVa hat am Haus der Rentnerin umfangreiche Reparaturen vorgenommen, die Fenster ersetzt und ihr außerdem neue Haushaltsgeräte zur Verfügung gestellt. Ohne diese Unterstützung müssten Lyubov und ihre Familie den Winter in einer Ruine unter menschenunwürdigen Bedingungen verbringen.

Drei Jahre Krieg haben auch bei den Mitarbeitenden von arche noVa in der Ukraine Spuren hinterlassen. Jetzt, da die internationale Unterstützung für die Ukraine von vielen Seiten in Frage gestellt wird, das Engagement aufzugeben, kommt für sie trotzdem nicht infrage:

„Das dritte Jahr des Krieges in der Ukraine hat neue Herausforderungen für die Menschen mit sich gebracht. 2025 wird wahrscheinlich mit Unsicherheit verbunden sein – Unsicherheit über die Gegenwart und die Zukunft, die internationale Solidarität und die innere Einheit sowie über die Unterstützung. Millionen von Ukrainer*innen leiden weiterhin unter dem Krieg, insbesondere diejenigen, die unfreiwillig von der vorrückenden Front eingeschlossen sind. Gefangen, weil ihnen die finanziellen und physischen Mittel fehlen, um dem Albtraum des Krieges zu entkommen. Es geht um ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen, Kinder und Frauen. Viele von ihnen werden ohne Unterstützung, ohne uns, buchstäblich nicht überleben! Deshalb können wir nicht gleichgültig sein und dürfen uns nicht verunsichern lassen!“

Dmytro Drizhd, Leiter Länderbüro Ukraine

arche noVa steht den Menschen in der umkämpften Ostukraine bereits seit 2015 zur Seite. Mit der militärischen Eskalation am 24. Februar 2022 wurde das Länderprogramm stark ausgebaut. Seitdem hat die Hilfsorganisation mehr als 450 Familien ermöglicht, in ihre Häuser zurückzukehren und 16 soziale Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten wieder nutzbar gemacht. Darüber hinaus verteilt arche noVa Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und Kühlschränke, Pakete mit Hygieneartikeln und Lebensmitteln sowie im Winter Heizmaterial. Vor allem gefährdete Personengruppen wie alte und kranke Menschen, Menschen mit Behinderung, Witwen, frauengeführte Haushalte und Kinder erhalten Unterstützung. Aktuell erreicht die Hilfsorganisation mehr als 73.000 Menschen.

Im Norden Malis, einer der vergessenen Krisenregionen der Welt, verfolgt arche noVa einen breit gefächerten Projektansatz, um die Versorgungslage und Widerstandskräfte der Menschen in ländlichen Gemeinden zu stärken. Wasserversorgung, Gemüseanbau, Stabilisierung der Viehwirtschaft und Katastrophenvorsorge greifen dabei ineinander.
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Gesprächsangebot: Für weitere Informationen oder ein Interview stehen Ihnen die Länderreferent*innen von arche noVa gern zur Verfügung.

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Pressekontakt:
Alexandra Kretschmann
Stellv. Leitung Kommunikation & Referentin Medienarbeit
Tel: +49 351 271832-20
E-Mail: alexandra.kretschmann [at] arche-nova.org
 

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