Gemüsegarten in Bara
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Mali: Genug zum Leben trotz Krisen und Klimawandel

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Der Norden Malis, mit einer Fläche doppelt so groß wie Deutschland, gehört zu den vergessenen Krisenregionen der Welt. Unser Projektgebiet ist schwer zugänglich, von der Zentralregierung vernachlässigt und von bewaffneten Konflikten gezeichnet. Hinzu kommen die hohen Temperaturen und die Trockenheit am Südrand der Sahara. Angesichts der Vielzahl der Herausforderungen verfolgt arche noVa in der Region Gao einen breit gefächerten Projektansatz, um die Versorgungslage und Widerstandskräfte der Menschen in den ländlichen Gemeinden zu stärken. Wasserversorgung, Gemüseanbau, Stabilisierung der Viehwirtschaft, Katastrophenvorsorge – all das greift ineinander.
Mali
Simple World Map - Author: Al MacDonald Editor: Fritz Lekschas License: CC BY-SA 3.0 ID: ISO 3166-1 or "_[a-zA-Z]" if an ISO code is not available

Die Bevölkerung des Sahelstaats Mali ist mit vielschichtigen Problemen und Herausforderungen konfrontiert. Dazu zählen eine extrem instabile Sicherheitslage und unzureichende Kapazitäten des Staates. Besonders betroffen sind die ländlichen Gebiete im Norden des Landes, wo sich das Leben um die beiden zentralen Ressourcen Wasser und Weideland dreht. Diese werden jedoch im Zuge des Klimawandels immer knapper. Extremwetterereignisse wie Dürren und Starkregen zerstören Ernten und schädigen die Viehwirtschaft, die wegen der schwierigen klimatischen Bedingungen ohnehin sehr anfällig sind.

Gewaltvolle Auseinandersetzungen zwischen islamistischen Gruppen, anderen kriminellen Gruppierungen, dem Militär und Teilen der Bevölkerung führen zu einer weiteren Verschlechterung der Lage für die Menschen: Diebstahl von Tieren, Zerstörung der Infrastruktur, kriminelle Übergriffe und Entführungen bedrohen den Alltag. Auf der Suche nach Sicherheit flüchten die Menschen über Landesgrenzen hinweg sowie innerhalb der Landesgrenzen, was sie noch verletzlicher macht und zu Ressourcen-Konflikten mit den Gastgemeinden führen kann. Die Zahl der Binnenvertriebenen in Mali erreichte im September 2022 mit 422.620 einen Rekordwert.

Die komplexe Situation in Mali zählt zu den vergessenen humanitären Krisen der Welt. Gewaltsame Konflikte und fehlende staatliche Infrastrukturen erschweren das Leben der Menschen. Hinzu kommen die Auswirkungen des Klimawandels. Rund ein Drittel der Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Eine langfristige und nachhaltige Verbesserung der Situation der Menschen ist das Ziel von arche noVa und unserer Partnerorganisation vor Ort.

Aufbau von Wasserinfrastruktur

Wasser stellt im Sahel seit je her eine sehr knappe Ressource dar. Gleichzeitig sind die Vieh- und Agrarwirtschaft als wichtigste Einkommensquellen abhängig von ausreichend Wasser. Teilweise muss bis zu 700 Meter tief gebohrt werden, um überhaupt Wasser zu finden, errichtete Brunnen können aufgrund von mangelnder Kapazitäten der Verantwortlichen oder fehlendem Equipment nicht repariert werden. Zugleich werden vorhandene Wasserstellen oft von Menschen und Tieren gemeinsam genutzt, was ein erhebliches Gesundheitsrisiko mit sich bringt. Gao gehört zu den malischen Regionen mit der geringsten Zugangsrate zu sauberem Trinkwasser. Sie liegt bei nur 64,3 Prozent.

Unsere Aktivitäten umfassen den Bau und die Rehabilitierung von Wasserinfrastruktur (Brunnen, Wasserstellen und Viehtränken), wobei an möglichst vielen Standorten Solaranlagen als Energiequelle für Pumpen genutzt werden. Damit verbessern wir nachhaltig die grundlegende Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser und die Tränkung von Tieren in ländlichen Gemeinden in der Region Gao. Um die Nachhaltigkeit der Investitionen zu gewährleisten, werden in den beteiligten Gemeinden Strukturen und Kapazitäten aufgebaut, die den Betrieb, die Instandhaltung und den Ausbau der Wasserversorgung auch nach Projektende sicherstellen.

Verbesserung der Ernährungs- und Einkommenssicherheit

Viehwirtschaft, Landwirtschaft und Fischerei stellen in den Projektgemeinden die Haupteinnahmequellen dar. Doch die Menschen stehen zunehmend unter Druck. Die Verschlechterung der klimatischen Bedingungen führen zu Bodenerosion und Desertifikation, für den Anbau und die Weidung von Tieren stehen immer weniger Flächen zur Verfügung. Zudem sind die Preise für Tierfutter extrem gestiegen. Die Sorge um das Familieneinkommen und damit verbunden um die tägliche Mahlzeit sind zu einem ständigen Begleiter der Menschen in dieser besonders armen Region Malis geworden. Von den prekären Lebenssituationen sind insbesondere Frauen und junge Menschen betroffen.

Unser Projekt umfasst verschiedene Aktivitäten, mit denen die Ernährungssituation und Einkommensmöglichkeiten der betroffenen Menschen verbessert werden können. Dazu zählen der Aufbau von Gemüsegemeindegärten, die Verteilung von Saatgut, Tierfutter, Nutzvieh und Betriebsmitteln. Unsere lokale Partnerorganisation legt zudem einen Schwerpunkt auf Ausbildung und Schulung. Dabei geht es um tiermedizinische Kenntnisse und um Know-how für die Weiterverarbeitung der Tierprodukte. Weitere einkommensschaffende Maßnahmen zielen auf die Prävention von klimabedingten Krisen. Im Rahmen von Cash-for-Work werden Schutzdeiche entlang des Nigers errichtet. Zudem werden Frühwarnsysteme ausgebaut und Schulungen zu Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor Klimaschäden durchgeführt.

Stärkung der sozialen Kohäsion

Interethnische Konflikte und Konflikte zwischen Gemeinden, Viehzüchtern und Landwirten, Gastgemeinden und Menschen auf der Flucht prägen die Region. Sie werden verstärkt durch die Auswirkungen des Klimawandels und die daraus folgende Ressourcenknappheit. Die Bevölkerung sieht sich schutzlos zwischen den Fronten, wobei sie jeweils vom Militär, islamistischen Gruppen und sonstiger bewaffneter Gruppen beschuldigt werden, mit den jeweils anderen zu kooperieren.

Durch verschiedene Aktivitäten soll im Rahmen unseres Projektes der soziale Zusammenhalt gestärkt werden. Dabei geht es um Abbau von Vorurteilen und die Schaffung von Räumen zur Konfliktbearbeitung. Auch Austausche zwischen den Menschen aus Mali und dem benachbarten Niger sind geplant, da sich die Konfliktlagen und Herausforderungen ähneln.

oben links Ziegenherde
oben rechts Nahaufnahme Hand mit Spritze sowie Hals einer Ziege
unten links Mann bei Ernte mit Sichel
unten rechts Nahaufnahme Weizenkörner
Unterstützung der Viehzucht, Zugang zu tiermedizinischer Versorgung sowie Stärkung der Landwirtschaft gehören zu den aktuellen Aktivitäten, die unsere lokale Partnerorganisation in der Region Gao umsetzt. Diese Beispielbilder stammen aus Vorgängerprojekten.

Grenzübergreifend denken und handeln

Unsere Projektaktivitäten sind Teil eines Konsortialprojektes in Mali und Niger, das unter der Leitung von arche noVa stattfindet. Wir setzen unsere Aktivitäten mit unserer langjährigen lokalen Partnerorganisation NOUVEAUX HORIZONS in Mali um. Im Niger ist der Arbeiter-Samariter-Bund verantwortlich, der mit der langjährigen Partnerorganisation ADKOUL zusammenarbeitet.

Das Projekt fußt somit auf gute Zusammenarbeit diesseits und jenseits der Grenze von Mali und Niger und erreicht Zielgruppen, die viel miteinander verbindet. Konfliktvertriebene kehren von dem einen Land in das andere zurück, andere werden an ihren Fluchtorten heimisch, unabhängig davon in welchem Land sie zugezogen sind. Das Wasser des Nigers und der Klimawandel kennen ohnehin keine politischen Grenzen, und auch familiäre Netzwerke sind oft grenzübergreifend. Nicht zuletzt sind viele Menschen im Sahel seit jeher nomadisch unterwegs und überqueren dabei häufig die Grenze. Alle Projektaktivitäten im Konsortium greifen deshalb ineinander und alle Projektbeteiligten verbindet dasselbe Ziel: die Ernährung der Bevölkerung auf eine stabilere Basis zu stellen und die Widerstandskräfte der Menschen gegen die Folgen des Klimawandels zu stärken.

In Vorgängerprojekten schon viel erreicht

Unser erstes Projekt in Mali haben wir 2013 gestartet. Ausgangspunkt war die humanitäre Krise infolge der kriegsähnlichen Konflikte von 2012. Seitdem konnten wir mehrere Projekte in der Region Timbuktu und Gao umsetzen, in denen Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH), aber auch Einkommenssicherheit und ländliche Entwicklung im Fokus standen. Zu den Schwerpunkten zählte der Auf- und Ausbau von Wasserversorgungssystemen sowie Toiletten an Schulen. Ebenfalls erfolgreich waren Aktivitäten im Bereich Tierhaltung und Förderung von Frauenkooperativen, die wir im aktuellen Projekt in ähnlicher Form erneut umsetzen.

Für dieses Projekt spenden

30
15 Kilogramm dürreresistentes Saatgut
80
ganzjährig Trinkwasser für eine Familie
150
Installation eines Solarpanels für ein Pumpsystem

Projektsteckbrief

Zielgruppe

21.000 direkt Begünstigte, darunter pastorale und agropastorale Haushalte, Bevölkerung ländlicher Gemeinden, Geflüchtete, Binnenvertriebene

Aktivitäten
  • Rehabilitierung und Bau von Wasserversorgungssystemen für Menschen und Nutztiere
  • Aufbau und Schulung von Wasserkomitees
  • Ausbildung von jungen Menschen zu Mechanikerinnen und Mechanikern in der Wartung und Reparatur von Wassersystemen 
  • Förderung von Frauenkooperativen in agrar- und viehwirtschaftlicher Produktion
  • Bau von Impfparks und Durchführung von Impfkampagnen für Nutztiere 
  • Aufbau und Ausstattung von vier tierärztlichen Apotheken und Ausbildung von Fachpersonal 
  • Verteilung von Ziegen und Saatgut an besonders bedürftige Haushalte 
  • Einkommensgenerierung durch das Anlegen von Schutzdämmen (Cash for Work)
  • Wiederherstellung von Schutzinfrastruktur gegen klimatische und hydrologische Risiken 
  • Reaktivierung von Frühwarnsystemen, Schulung von Radiosendern im Sinne der Katastrophenvorsorge, 
  • Schulungen von jungen Menschen in Prävention von Klimaschäden 
  • Organisation von gemeindeübergreifenden Foren mit den Themenschwerpunkten Friedenskultur und gewaltfreie Konfliktbearbeitung 
Projektlaufzeit
September 2022 – Dezember 2025
Kooperationspartner

Nouveaux Horizons

Förderer
  • Private Spenderinnen und Spender
  • Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
AnsprechpartnerIn
Meike John
Abteilung
Kommunikation
Funktion
Referentin Öffentlichkeitsarbeit
Telefon
0351 481984-12
E-Mail
meike.john [at] arche-nova.org

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