1.000 Tage in Angst vor Raketenalarm: Menschen in der Ukraine leben unter seelischer Dauerbelastung

Ukraine
Vor knapp 1.000 Tagen, am 24. Februar 2022, fielen in weiten Teilen der Ukraine die ersten Bomben. Seit der großflächigen Invasion Russlands leben die Menschen im Ausnahmezustand. Der dritte Winter im Krieg hat begonnen, es fehlt an warmer Kleidung, Heizmaterialien – und vielen fehlt sogar ein Dach über dem Kopf. arche noVa ist seit dem ersten Tag an im Einsatz, leistet überlebenswichtige Winternothilfe und schafft Beratungsangebote für traumatisierte Menschen.
Zahllose Menschen in der Ukraine haben ihr Zuhause durch Raketenangriffe verloren. Zur ständigen psychischen Belastung kommt jetzt die Angst vor dem dritten Winter im Krieg. ©arche noVa

Dresden, 14.11.2024

In Staryj Saltiw, einem Dorf im Osten der Ukraine, herrschten heute Nacht winterliche Temperaturen um den Gefrierpunkt. Hier, nahe der Grenze zu Russland, lebt die 54 Jahre alte Nataliia Kurhanska gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem erkrankten Sohn. Ihr Zuhause wurde durch russische Raketenangriffe zerstört – und mit ihm ihr kleiner landwirtschaftlicher Familienbetrieb. Seit der Befreiung des Dorfs versucht Nataliia Kurhanska, die Ruinen ihres Hauses mit einfachsten Mitteln wieder bewohnbar zu machen. Von der Dresdner Hilfsorganisation arche noVa erhielt sie Brennholz zum Beheizen des kleinen Raums, in dem die Familie derzeit lebt.

Nataliia Kurhanska steht stellvertretend für mehr als 14 Millionen Ukrainer*innen, die laut UNO-Flüchtlingshilfe dringend humanitäre Hilfe benötigen. Mit dem nahenden Winter fehlt es in dem vom Krieg gezeichneten Land vor allem an warmer Kleidung und Heizmaterialien.

arche noVa verteilt seit Kriegsbeginn Hilfsgüter und unterstützt beim Wiederaufbau von Wohnhäusern und gemeinnützigen Einrichtungen wie Kindertagesstätten oder Schulen. Eine davon ist die Kindertagesstätte „Kazka“ in Ochtyrka, die bei einem Raketenangriff im Mai 2022 schwer beschädigt wurde. arche noVa hat zum Wiederaufbau beigetragen und den Sanitärbereich der Einrichtung kindgerecht ausgebaut.

"In Kriegszeiten sind Kindergärten mehr als ein Ort des Lernens. Unsere Kinder haben schon so viel Schreckliches erlebt: Angst, Bombenangriffe, Tränen... Deshalb müssen wir mit aller Kraft für das Lächeln eines jeden Kindes kämpfen!"

Yulia Nechai, Mitarbeiterin in der Kita „Kazka“ in Ochtyrka

Das Leben in ständiger Alarmbereitschaft hinterlässt Spuren

Die Kälte ist nicht das Einzige, das Ukrainer*innen fürchten müssen. Insbesondere in den grenznahen Regionen leben die Menschen in ständiger Angst vor dem nächsten Raketenangriff – und davor, dass sie dabei ihr Zuhause oder sogar ihr Leben verlieren könnten. Die damit einhergehenden seelischen Belastungen führen unweigerlich zu schweren Traumata und psychischen Erkrankungen. Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit AWO International und den lokalen Hilfsorganisationen New Way und Rokada werden deshalb im Süden der Ukraine psychosoziale Therapie- und Beratungsangebote für knapp 3.000 Personen geschaffen.

„Stellen Sie sich vor, Sie müssten in Angst vor dem nächsten Luftangriff aufwachsen, während Ihr Vater an der Front kämpft und Ihr gewohntes Umfeld in Trümmern liegt. Die Situation der Kinder in den ukrainisch-russischen Grenzgebieten ist dramatisch und verschlechtert sich mit jedem weiteren Tag. Mit dem Wiederaufbau von Schulen und Kindertagesstätten möchten wir ihnen ein Stück Alltag zurückgeben. Gleichzeitig ist es wichtig, dass sie das Erlebte verarbeiten und lernen können, mit ihrer Lebensrealität umzugehen.“

Abdurasul Kayumov, Länderreferent für die Ukraine

arche noVa in der Ukraine:

arche noVa ist bereits seit 2015 in der Ukraine tätig. In den letzten 1.000 Tagen hat die Dresdner Hilfsorganisation ihre Aktivitäten stark ausgebaut. Die derzeitigen Maßnahmen umfassen Not- und Wiederaufbauhilfe sowie psychosoziale Beratungsangebote. Insbesondere gefährdete Personengruppen wie alte und kranke Menschen, Menschen mit Behinderung, Witwen, frauengeführte Haushalte und Kinder werden dabei berücksichtigt. Seit Februar 2022 hat arche noVa knapp 48.000 Menschen erreichen können, im Winter 2024/25 sollen 15.000 Menschen Unterstützung erhalten.

Gesprächsangebot:

Für weitere Informationen oder ein Interview vermitteln wir gern ein Gespräch mit Abdurasul Kayumov, Länderreferent für die Ukraine.

Weitere Informationen »
Bildmaterial »

Das hinterlegte Bild- und Videomaterial kann unter Angabe der Bildrechte ©arche noVa frei verwendet werden.

Pressekontakt:

Alexandra Kretschmann
Referentin für Medienarbeit
Tel.: +49 351 271832-20
E-Mail: alexandra.kretschmann [at] arche-nova.org

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