In mehr als zehn Jahren Krieg in Syrien hat eine ganze Generation von Kindern nichts anderes als Gewalt, Unsicherheit und Not kennengelernt. Nicht mal die Hälfte der Schulgebäude ist überhaupt noch nutzbar. „Die meisten, die 2007 geboren wurden, haben noch nie eine öffentliche Schule besucht. Im Alter von 14 Jahren hätten sie normalerweise ihre Grundbildung abschließen können. Doch jetzt gelten sie als verlorene Generation, die keine Chance hat, sich zu entwickeln und zu entfalten“, sagt Shahid Akbar, der die arche noVa Projekte in Nordsyrien leitet, die nicht auf Nothilfe sondern längerfristige Hilfe abzielen.
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Wir wollten uns als erste im Lernzentrum registrieren
Vor kurzem hat Nehaya Al-Kahled noch auf den Feldern rund um das informelle Camp gearbeitet, wo ihre Familie seit der Flucht wohnt. Jetzt sitzt sie endlich in einer Schulbank.
Wir haben die Blätter von den Bäumen gegessen
Hamdan Al-Kahlif war 16 Jahre, als in Syrien der Krieg begann. Heute ist er Mathelehrer an einem der arche noVa-Lernzentren. Der Weg dahin war voller Gefahr und Entbehrungen.
Schulkurse und psychosoziale Unterstützung
Nehaya gehört zu den Kindern, die sich als erstes in einem unserer Lernzentren eingeschrieben haben. Mit 13 Jahren lernt sie nun in einem dreimonatigen Schulkurs lesen, schreiben und rechnen. An unseren Schulzentren gibt es nicht nur Klassenräume, sondern auch Schulhöfe mit Rutschen, Schaukeln und jede Menge Platz für das gemeinsame Spiel. Unser Projekt bietet den häufig traumatisierten Kindern und ihren Eltern zudem psychologische Betreuung. Ein Großteil der Kinder und Jugendlichen lebt unter prekären Lebensbedingungen, teilweise in informellen Camps außerhalb der Dörfer. In der Nähe der Unterkünfte haben wir Räumlichkeiten angemietet oder große Zelte errichtet. Unsere Lernzentren sind dort, wo Schulbildung bisher unerreichbar war und viele Kinder einen großen Nachholbedarf haben.
Vielen Kindern fehlt das Selbstvertrauen und die Fähigkeiten dem Unterricht überhaupt folgen zu können. Wir wollen die Kinder stärken, ihre Selbständigkeit fördern, ihren Alltag strukturieren, geschützte Räume zum Spielen anbieten und natürlich auch Wissen vermitteln.
Wissen vermitteln und Wohlergehen fördern
In den dreimonatigen Schulkursen mit intensivem Unterricht in Arabisch, Mathematik, Naturwissenschaften und Englisch erhalten die Kinder und Jugendlichen eine Grundausbildung, die sie befähigt anschließend in eine reguläre Schule zu wechseln. Der ihrem Alter entsprechende strukturierte Tagesablauf bedeutet für die vielfach traumatisierten Kinder zudem ein Stück Stabilität und damit Hoffnung für die Zukunft. Bildung wirkt sich ganz unmittelbar auf das Selbstbewusstsein und Wohlbefinden der Kinder aus. Auf lange Sicht ist Bildung die wichtigste Voraussetzung, um Armut zu entkommen bzw. vorzubeugen und die Chance auf ein besseres Leben zu haben. Unser Projekt bietet zudem den Lehrkräften die Chance, ihre methodischen und didaktischen Kompetenzen zu verbessern. Die meisten Lehrerinnen und Lehrer teilen die Erfahrungen von Gefahr und Vertreibung wie die Kinder und Jugendlichen. Sie können sich in die Bedürfnisse der Kinder und Jugendliche gut einfühlen und sie unterstützen während sie selbst ihre berufliche Laufbahn wieder aufnehmen können.
Auf einen Blick: arche noVa-Bildungsprojekt Nordsyrien
Kindern ohne Bildung sind langfristig bedroht
Syrische Kinder sind seit mehr als zehn Jahren Opfer einiger der schwersten Menschenrechtsverletzungen, darunter wahllose Angriffe auf Schulen, der Einsatz von Kindern im Krieg sowie Vertreibung. Vielfach haben sie nicht einmal Zugang zu humanitärer Hilfe. Die COVID-19-Pandemie und die sich verschlechternde wirtschaftliche Situation haben die schwierigen Lebensumstände der Kinder und Jugendlichen in Syrien in den vergangenen Monaten weiter verschärft. In etlichen Regionen findet kein Schulunterricht statt, Kinder werden erst im fortgeschrittenen Alter oder gar nicht eingeschult. Viele brechen die Schule frühzeitig ab. Kinderarbeit und frühe Eheschließungen sind oft Gründe dafür. Insbesondere Mädchen sind sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Regelmäßige Schulbesuche und Bildung sind dagegen die wichtigsten Präventionsmaßnahmen. Wer zur Schule geht, gewinnt die Chance auf ein eigenes Einkommen und rutscht deutlich seltener in Kriminalität oder Radikalisierung ab.
Was arche noVa in Nordsyrien für die vom Krieg betroffenen Menschen unternimmt, lesen Sie hier.