Überlebenswichtige Wasserprojekte mit Perspektive

05.11.2024 - 13:38 - Äthiopien
Es ist eine stille Katastrophe: In der Somali-Region Äthiopiens zwingt der dramatische Mangel an sicherem Trinkwasser Menschen dazu, lebensgefährliche Wege einzuschlagen. arche noVa stellt sich der Wasserkrise entgegen und schafft neue Perspektiven für die Bevölkerung.

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Jeden Morgen brechen Hunderttausende Frauen und Kinder in der Somali-Region morgens auf, um Wasser zu holen. Oft kostet sie dieser Weg Stunden, immer ist es beschwerlich und häufig ist das Wasser, das sie nach Hause zurücktragen, verunreinigt und eine Gesundheitsgefahr. 

Gefahren am Fluss Shabelle

„Meine Schwägerin und mein Schwager wurden von Krokodilen getötet.“ Diese schreckliche Erfahrung musste Naimo Jebrael machen. Sie erzählt davon, dass viele Menschen aus ihrem Dorf auf diese Weise am Fluss Shabelle ihr Leben verloren haben. Freiwillig sind sie das Risiko nicht eingegangen. Der Shabelle ist für die Bevölkerung der Somali-Region die größte natürliche Wasserquelle – und der tägliche Gang dorthin ist für sie so alternativlos wie überlebenswichtig.

Neben den Krokodilen birgt der Shabelle eine weitere große Gefahr. Das Wasser, das er führt, ist braun vor Schwebstoffen und sehr verunreinigt. Die Folge: Besonders Kinder und ältere Menschen erkranken oft schwer, nachdem sie das Wasser getrunken haben.

„Die Angst, nicht genug Wasser zum Überleben zu haben, ist für die Menschen in der Somali-Region allgegenwertig.“

Anna Richter, Länderreferentin für Äthiopien

„Zum Glück haben wir jetzt sauberes Wasser und sind gesund“, berichtet Naimo Jebrael. Die 30-jährige Mutter lebt mit ihrer Familie in Kayane, einem kleinen Dorf in der Somali-Region. Hier hat arche noVa im vergangenen Jahr einen von 16 Regenwasserzisternen, sogenannte Birkads, errichtet bzw. repariert. Sie ermöglichen der Bevölkerung den gefahrlosen Zugang zu sicherem Trinkwasser.

Wasserspeicher und Wasserfiltration

Seit 2011 engagiert sich arche noVa in Äthiopien für das Menschenrecht auf eine sichere Wasserversorgung. In akuten Krisensituationen, wie anhaltenden Dürren oder bei Überschwemmungskatastrophen, liefern wir für betroffene Gemeinden Trinkwasser per Tanklastwagen. Schwerpunkt unserer Arbeit liegt aber in dem Aufbau von langfristigen Versorgungssystemen. Dabei ist die lokale Partnerorganisation OWDA (Organisation for Welfare and Development in Action) unser Partner. Gemeinsam errichten wir am Shabelle Systeme zur Entnahme und Aufbereitung von Flusswasser mit Pumpen, Leitungen, Hochtanks und Ausgabestellen. Zudem errichten und sanieren wir traditionelle Wasserspeicherbecken, Birkads genannt.

Das Wasser, das Naimo Jebrael jetzt täglich aus dem Birkad holt, reicht zum Trinken, Waschen, Kochen und für den Haushalt. Der weite und riskante Gang zum Shabelle gehört für sie damit der Vergangenheit an.

Extremwettereignissen und Katastrophen werden weiter zunehmen

„Die Regionen, in denen wir aktiv sind, sind schwer von den Gefahren und Konflikten betroffen, die mit der Klimakrise einhergehen“, erklärt Mohamoud Hussein. Er koordiniert die Projekte von arche noVa in Äthiopien und ist überzeugt, dass mit Fortschreiten der globalen Erwärmung viele weitere Probleme auf die Bevölkerung zukommen, die durch die immer längeren Dürrephasen und Überschwemmungskatastrophen verursacht werden. Mit der Einrichtung von Vorwarnsystemen, Katastrophenschutzplänen und Sensibilisierungsmaßnahmen stärkt arche noVa die Resilienz der Bevölkerung. Die Dorfgemeinschaften werden dabei ebenso einbezogen wie Vertreter*innen der Kommunen und des nationalen Ministeriums.

Auf einen Blick: arche noVa in Äthiopien

Hilfsaktivitäten

  • Nothilfe durch Wasserlieferungen
  • Bau und Sanierung von Wasserspeicherbecken
  • Bau von Systemen zur Entnahme und Aufbereitung von Flusswasser
  • Gründung und Schulung von Wasserkomitees
  • Verteilung von Werkzeug für die Instandhaltung der Wassersysteme
  • Ausbau von landwirtschaftlichen Bewässerungskanälen
  • Schulungen in Pflanzenbau und Nutztierhaltung
  • Bau und Reparatur von Sanitäranlagen in Schulen und Gesundheitseinrichtungen
  • Schulungen in Hygienepraktiken und Katastrophenvorsorge

Unsere Aktivitäten werden in enger Kooperation mit der lokalen Partnerorganisation OWDA (Organisation for Welfare and Development in Action) durchgeführt.

Hintergrund: Wasserknappheit und Extremwetterereignisse

Seit dem Jahr 2000 haben Dürreperioden weltweit um ein Drittel zugenommen. Äthiopien ist davon schwer getroffen. Seit Ende 2020 sind in dem ostafrikanischen Land vier aufeinanderfolgende Regenzeiten ausgeblieben.

Hinzu kommen Klimaphänomene wie La Niña die Auswirkungen auf die Niederschlagsmuster haben. Manchmal werden die Niederschlagsmengen erheblich verstärkt, was insbesondere am Shabelle Fluss zu Überflutungen und Erdrutschen führen kann. Andererseits kann La Niña Dürreperioden durch ausbleibende Niederschläge hervorrufen.

Unicef und UN Ocha erstellen regelmäßig Situationsberichte. Für die aktuelle Regenzeit im Oktober-Dezember, Deyr genannt, werden für das äthiopische Tiefland trockenere Bedingungen als normal prognostiziert. Insbesondere im Süden des Landes kann es zu Problemen bei der Wasserverfügbarkeit kommen. Gleichzeit soll es zu stärkeren Regen im Hochland kommen, was durch den Zufluss in den Shabelle zu Überschwemmungen führen kann.
Immer wieder bringen extreme Trockenperioden aber auch Überflutungen die Lebensgrundalgen der Menschen in Gefahr. Die meisten Familien in der Somali Region, die zu den ärmsten Äthiopiens zählt, leben vom Ackerbau und pastoraler Viehzucht, bei der die Herden auf der Suche nach Weideland und Wasser über weite Flächen ziehen.

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