Mitten im Slum: Eine neue Küche und Schulessen für fast 600 Kinder

20.06.2024 - 10:04 - Kenia
Lange galt Kibera in Kenia als einer der größten Slums in Afrika. arche noVa hat in der dortigen St. Juliet Schule jetzt eine neue Küche gebaut sowie das Schulessen für sechs Monate sichergestellt. Möglich wurde dies durch die großzügige Spende vieler Schülerinnen und Schüler aus Sachsen im Rahmen von „genialsozial – Deine Arbeit gegen Armut“ der Sächsischen Jugendstiftung.

Entspannt in der Küche ein Essen zubereiten – mit Platz, Licht, einem guten Herd und Abluft. Das ist im dicht bewohnten Kibera-Slum der kenianischen Hauptstadt Nairobi alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Die meisten Menschen kochen mit einfachen Blechtöpfen auf offenen Feuern - trotz der oft drückenden Hitze. Gekocht wird auf engstem Raum, um satt zu werden, nur im besten Fall mit Zutaten für eine ausgewogene Ernährung.

Schulen kochen für Schülerinnen und Schüler

Viele Kinder im Slum sind unter- oder mangelernährt. Das hat Folgen – für ihre Gesundheit und ihre Konzentration. Das St. Juliet Education Centre versorgt als Schule in freier Trägerschaft deshalb seine etwa 570 Schülerinnen und Schüler mit Mahlzeiten, an denen auch die und 16 Lehrerinnen und Lehrer teilnehmen können.

„Auch an dieser Schule waren die Bedingungen, in denen die Mahlzeiten zubereitet wurden, nicht sicher – weder für die Köchinnen noch für die Schülerinnen und Schüler“, erklärt unsere Projektreferentin Milena Hardt. Durch die Förderung von knapp 75.000 Euro durch die sächsische Jugendstiftung im Rahmen des Projekts „genialsozial“ konnte arche noVa vor Ort ein völlig neues Küchenhaus bauen und die Schulspeisung für sechs Monate finanzieren.

Küche vorher eine schlecht belüftete Hütte mit zwei Feuerstellen

„Die Schulküche war nur eine kleine, sehr schlecht belüftete Hütte mit zwei Feuerstellen“, so Milena Hardt. Es sei offensichtlich gewesen, dass hier unbedingt etwas passieren müsste, um hygienische und menschenwürdige Zustände zu ermöglichen. „Die kochenden Frauen standen die ganze Zeit direkt im Rauch des Feuers.“ Zudem habe es kaum Platz und Ablageflächen gegeben. Mit der Spende sei es nun möglich, die Schulküche komplett neu aufzustellen. „Schulen sind in Kibera nicht nur wichtig, um Bildung zu vermitteln, sondern auch um den Kindern einen sicheren Ort und eine gute Ernährung zu geben.“  

Neues Steinhaus statt kleiner Hütte

„Um den Bau der neuen Küche zu ermöglichen, wurde die alte Hütte abgerissen und durch ein neues größeres Küchenhaus mit Unterstützung von Eltern und Anwohner*innen ersetzt“, sagt Agnes Chepkorir, arche noVa-Projektleiterin in Kenia. Das sei nicht einfach gewesen, da die Platzverhältnisse sehr beengt und die Genehmigungsverfahren sehr lange gedauert haben. 

Ein eigener Essbereich für die Kinder

Das Besondere: Das neue Küchenhaus hat auch einen vom Kochbereich getrennten Essensraum. Die Schülerinnen und Schüler können jetzt auf Stühlen und an Tischen essen und sind dabei vor Regen geschützt. „Der Raum ist zwar nicht groß genug, um alle Kinder auf einmal unterzubringen, aber er ist ausreichend – und niemand muss mehr im Regen essen“, erklärte Programmleiterin Agnes. „Der eigene Kochbereich erleichtert zudem die effektive Zubereitung und Ausgabe der Speisen.“ Zwei Mal am Tag werde den Kindern in der Schule im Kibera-Slum eine Mahlzeit serviert – einmal in der Teepause und eine zweite warme Mahlzeit in der Mittagspause. 

arche noVa finanziert sechs Monate ausgewogenes Schulessen

arche noVa finanziert außerdem für sechs Monate ein ausgewogenes und gesundes Schulessen. Dazu führten die Mitarbeitenden in Kenia zusammen mit den lokalen Gesundheitsbehörden eine Ausschreibung durch und ließen von dem ausgewählten Lieferanten unter anderem 600 Kilogramm Hafer, 120 Liter Speiseöl, 785 Kilogramm Bohnen und knapp 15.000 Obstpakete mit Bananen und Orangen liefern. 

Direktor begeistert: Weniger Fehlzeiten

„Oft kommen die Kinder wegen ihres Hungers nicht in die Schule, weil sie krank sind – oder auf der Suche nach Nahrung“, erklärte Schulleiter Jared Kataka. „Die finanzierte Schulspeisung hat diese Situation und auch die Gesundheit der Kinder deutlich verbessert. Mit dem Ernährungsprogramm konnten wir jetzt sicherstellen, dass die Mahlzeiten für alle Kinder garantiert waren.“ Wie an vielen Orten, wo große Armut herrsche, sei das Schulessen die wichtigste und leider oft auch die einzige Mahlzeit am Tag.

Danke an die Schülerinnen und Schüler aus Sachsen

Schuldirektor Jared Kataka dankt den Schülerinnen und Schülern sowie den beteiligten Unternehmen in Sachsen für ihre Unterstützung. „Durch die gesunden Mahlzeiten können sich unsere Schulkinder viel besser konzentrieren“, erklärt er. „Jedes Kind hat so, unabhängig vom Einkommen der Familie, Zugang zu einer nahrhaften und gesunden Mahlzeit. Das gemeinsame Essen fördert das Gemeinschaftsgefühl und die Integration in unserer Schule.“ So unterstütze man Chancengleichheit und schaffe „ein unterstützendes Umfeld, in dem sich alle Kinder und Jugendlichen entfalten können“.
 

Projektförderung über „genialsozial“ der Sächsischen Jugendstiftung

Möglich wurden sowohl Küche als auch sechs Monate Schulspeisung durch die Förderung der Sächsischen Jugendstiftung im Programm „genialsozial – Deine Arbeit gegen Armut“ 2023. Im Rahmen dieser Aktion tauschten Schülerinnen und Schüler kurz vor den Sommerferien 2023 für einen Tag die Schulbank gegen einen Job und spendeten ihren Lohn. Eine mit Schülerinnen und Schülern besetzte Jury wählte schließlich das arche-noVa-Schulprojekt für die Umsetzung aus. „Ich denke, die sächsischen Jugendlichen konnten sich gut mit dem Schulprojekt identifizieren", meint Milena Hardt von arche noVa. Insgesamt kamen knapp 750.000 Euro zusammen, von denen 75.000 Euro in das arche noVa-Projekt an der Schule in Kibera geflossen sind. 

Schüler: „Wir fühlen uns besser und gesünder“

Bei der Schulgemeinschaft in Kibera kommt die Unterstützung gut an. "Wir erhalten jetzt jeden Tag nahrhafte Mahlzeiten und fühlen uns viel besser und gesünder“, erklärt ein Schüler bei einer Befragung für die Projektdokumentation. "Wir haben gelernt, dass die Ernährung sich direkt auf das Lernen auswirkt. Mit diesem Aha-Effekt können wir unsere Leistungen in der Schule verbessern und bessere Entscheidungen für unsere Gesundheit treffen“, ergänzt eine andere Schülerin. Ein Junge stellt fest: "Seit der Versorgung fehlen viel weniger Schüler krankheitsbedingt in der Schule. Das ist prima und zeigt, wie positiv sich eine gute Ernährung auf unsere Gesundheit und somit auch auf unsere Ausbildung auswirkt.“

Auf einen Blick – arche noVa in Kenia

Das St. Juliet Educational Centre im Stadtteil Kibera wurde im Jahr 2000 in freier Trägerschaft gegründet. Die UN schätzt die Gesamtbevölkerung des 2,5 Quadratkilometer Slums von Nairobi auf 71.000 Menschen. Die St. Juliet Schule wird von arche noVa seit 2020 unterstützt. In den Vorgängerprojekten stand der Neubau der Schultoiletten, inklusive Waschräumen im Mittelpunkt. Das aktuelle Projekt umfasst neben der Schulspeisung ebenfalls WASH-Aktivitäten (Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene). Es wurde im Rahmen des Programms „genialsozial“ der sächsischen Jugendstiftung mit genau 74.897 Euro gefördert.

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