
Die Dimension des Zuzugs macht der Region zu schaffen. Hinzu kommen Jahrzehnte alte Konflikte zwischen verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen, die zu eskalieren drohen. Angesichts der Vielzahl der Herausforderungen kommen die politischen Verantwortlichen und die Verwaltung ihren Aufgaben kaum noch nach. Es herrschen Mangel und Missmanagement. Für die ortsansässige Bevölkerung und die hinzu gekommenen syrischen Familien bedeutet das: schwierigste Bedingungen, die das Leben auf das Nötigste beschränken.
Marode Wassersysteme werden repariert
arche noVa nimmt sich in Zusammenarbeit mit einer lokalen Partnerorganisationen eines der drängendsten Probleme der Menschen vor Ort an: der Wasserversorgung. In 33 Gemeinden werden für rund 64.000 Menschen Trinkwasser- und Brauchwassersysteme rehabilitiert und ergänzt. Die Arbeiten umfassen Brunnen, Pumpen, Leitungen und Vorratstanks. Zum Schluss werden einheimische und geflüchtete Familien für weniger Geld mehr und besseres Wasser bekommen.
Schon vor der akuten Krise war der Norden des Distrikts Akkar infrastrukturell nur mittelmäßig erschlossen, seit dem Zuzug der syrischen Geflüchteten ist die Versorgungslage völlig unzureichend. In einigen Dörfern gibt es Wasser aus dem zentralen Versorgungssystem nur stundenweise. Die Zuteilungen reichen vielerorts nicht aus, den Bedarf der Menschen auch nur annähernd zu decken. Reparaturarbeiten an den mehr als 30 Jahre alten Systemen wurden seit langem vernachlässigt. Das ist umso fataler, als dass die lokale Bevölkerung und die zuständigen Behörden nicht über die finanziellen Mittel verfügen, dies zu ändern.
In der Not decken die meisten Familien ihren Bedarf mit dem Kauf von Trinkwasser in Flaschen und Kanistern bei kommerziellen Anbietern. Das Geld, das sie dafür ausgeben, fehlt für Nahrungsmittel, Kleidung, Energie, Schulbücher, Medizin und allem anderen, was Familien brauchen. Wer dagegen auf sicheres, abgefülltes Wasser verzichtet, muss damit rechnen an wasserbezogenen Infektionskrankheiten zu erkranken. Die Gesundheitsbehörden gehen davon aus, dass die Hälfte aller Erkrankungen im Land auf verunreinigte Lebensmittel und Wasser zurückgehen. Ziel unseres Projektes ist es an den Einsatzorten die hygienischen Bedingungen deutlich zu verbessern. Dazu werden die Baumaßnahmen durchgeführt und außerdem gezielte Hygieneschulungen angeboten.
Versorgung der Schulkinder verbessern
Der zweite Schwerpunkt unseres Projektes liegt im Bildungsbereich, genauer gesagt in der Wasser-und Sanitärversorgung von Schulen. In Absprache mit den zuständigen Schulbehörden und den Gemeinden vor Ort ermittelte unser Team 36 Schulen im Projektgebiet, an denen dringender Handlungsbedarf besteht. Generell gilt: In den meisten Schulen sind die Versorgungsysteme veraltet und weisen vielfältige Schäden auf. Welche Baumaßnahmen an welcher Schule notwendig sind, ermittelt unser Projektteam für jede ausgewählte Schule individuell und erarbeitet eine maßgeschneiderten Verbesserungsvorschlag, der dann umgesetzt wird. Neben der Rehabilitation der Wassersysteme, Toiletten und Handwaschbecken umfassen die Bauarbeiten auch die Installation von Wasserfiltern und Trinkwasserspendern.
Partizipation und Integration auf allen Ebenen
Im Libanon sind es die Menschen gewöhnt, ihre Angelegenheiten selber zu managen. Auf Hilfe von außen oder das Aktivwerden staatlicher Stellen warten sie oft vergebens. Große Vorhaben wie die Instandsetzung der Wasserinfrastruktur liegen oft über Jahre brach. Inzwischen erstrecken sich die Missstände auf weitere Bereiche - von der Umwelt, über die Stromversorgung bis zum Gesundheitssystem. Die Aufnahme der vielen geflüchteten syrischen Nachbarn hat die Situation zusätzlich verschärft. Die internationale Hilfe konzentriert sich indes bisher vor allem auf die informellen Flüchtlingsunterkünfte. Unser Projektansatz geht einen anderen Weg und schließt alle Betroffenen und alle beteiligten Interessensgruppen ein. So werden sowohl die Kommunen als auch die zuständigen Fachbehörden auf den verschiedenen Verwaltungsebenen von Anfang an beteiligt.
Unser Projekt richtet sich gleichermaßen an Einheimische als auch an die geflüchteten Familien aus Syrien und entschärft so die Konkurrenzsituation, die sich in den vergangenen Jahren trotz Gastfreundschaft gegenüber den Schutzsuchenden aufgebaut hat. Heikle Fragen wie der gleichberechtigte Zugang zu Wasser oder die möglicherweise notwendige Rationierung der Ausgabe werden mit den Projektgemeinden zusammen diskutiert.
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Projektsteckbrief
Verbesserung der Wasserversorgung im Nordlibanon für Geflüchtete aus Syrien und die sie beherbergende Bevölkerung
60.000 Menschen (syrische Geflüchtete und libanesische Einwohner) im Distrikt Akkar und Nord Libanon
- Rehabilitation und Ausbau von kommunalen Wasserversorgungssystemen
- Instandsetzung und Verbesserung der Wasser- und Sanitärversorgung an 30 Schulen
- Verbesserung der Hygienebedingungen durch Schulungen (Geflüchtete und Einheimische)
Tankamel Sawa
- Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
- Private Spenderinnen und Spender