Globales Programm in 14 Ländern
Um das Ökosystem in unseren Projektregionen zu schützen, verfolgt arche noVa im Libanon den Ansatz grüner humanitärer Hilfe. Bei der Planung, Umsetzung und dem Monitoring von Hilfsmaßnahmen achten wir auf eine weitsichtige, umweltfreundliche und an den lokalen Lebensraum angepasste Vorgehensweise. Diese Aktivitäten sind Teil eines globalen Programms, das wir in Zusammenarbeit mit dem ASB, der German Toilet Organization und zahlreichen lokalen Partnern realisieren. Gemeinsam bringen wir Themen wie Inklusion, ökologische Nachhaltigkeit, Katastrophenvorsorge und internationalen Wissenstransfer in insgesamt 14 Ländern weiter voran.
Die Dimension des Zuzugs macht der Region zu schaffen. Hinzu kommt eine schwere wirtschaftliche Krise, die bereits bestehende Spannungen zwischen verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen verstärkt und zu Verteilungskonflikten führt. Die Inflation treibt die Preise in die Höhe und vernichtet Ersparnisse. Viele Familien wissen nicht mehr, wie sie ihre Kinder ernähren sollen. Angesichts der Vielzahl der Herausforderungen kommen die politischen Verantwortlichen und die Verwaltung ihren Aufgaben kaum noch nach. Für die ortsansässige Bevölkerung und die hinzu gekommenen syrischen Familien bedeutet das: schwierigste Bedingungen, die das Leben auf das Nötigste beschränken.
Reparatur von Wassersystemen schafft Perspektiven
arche noVa nimmt sich in Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen den drängendsten Problemen der Menschen vor Ort an: der Versorgung mit sicherem Trinkwasser und der Verbesserung der Ernährungs- und Einkommenssicherheit. Zentral dafür ist die Rehabilitierung der Wasserinfrastruktur. Sowohl die Pumpstationen und Leitungen für die Trinkwasserversorgung als auch die Bewässerungskanäle für die Landwirtschaft sind durch jahrzehntelange Vernachlässigung oft in einem schlechten Zustand.
Durch Reparaturarbeiten können wir hier sowohl für die aufnehmenden Gemeinden als auch für die Geflüchteten eine spürbare Verbesserung der Lebensumstände erwirken. Unsere Maßnahmen gliedern sich dabei in drei Bereiche: Die Rehabilitierung der Infrastruktur für die Trinkwasserversorgung, die Reparatur von Bewässerungskanälen für die Landwirtschaft und Schulungsmaßnahmen für nachhaltige Landwirtschaftsmethoden, damit die Familien vor Ort durch längerfristig ergiebigere Erträge eine wirtschaftliche Perspektive erhalten. Insgesamt rund 37.500 Menschen ermöglichen wir so eine Verbesserung der Lebensumstände.
Fehlendes Trinkwasser gefährdet Familien
Schon vor der akuten Krise waren viele Orte im Norden des Libanon infrastrukturell nur mittelmäßig erschlossen, seit dem Zuzug der syrischen Geflüchteten ist die Versorgungslage aber völlig unzureichend. In einigen Dörfern gibt es Wasser aus dem zentralen Versorgungssystem nur stundenweise. Die Zuteilungen reichen vielerorts nicht aus, den Bedarf der Menschen auch nur annähernd zu decken. Reparaturarbeiten an den mehr als 30 Jahre alten Systemen wurden seit langem vernachlässigt. Das ist umso fataler, als dass die lokale Bevölkerung und die zuständigen Behörden nicht über die finanziellen Mittel verfügen, dies zu ändern.
In der Not decken die meisten Familien ihren Bedarf mit dem Kauf von Trinkwasser in Flaschen und Kanistern bei kommerziellen Anbietern. Das Geld, das sie dafür ausgeben, fehlt für Nahrungsmittel, Kleidung, Energie, Schulbücher, Medizin und allem anderen, was Familien brauchen. Wer dagegen auf sicheres, abgefülltes Wasser verzichtet, muss damit rechnen an wasserbezogenen Infektionskrankheiten zu erkranken. Die Gesundheitsbehörden gehen davon aus, dass die Hälfte aller Erkrankungen im Land auf verunreinigte Lebensmittel und Wasser zurückgehen.
Vor diesem Hintergrund leisten unsere Maßnahmen einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der hygienischen Bedingungen. Durch die Reparatur von Wasseraufbereitungsanlagen, Pumpen und Wasserleitungen erhalten viele Familien zum ersten Mal überhaupt Zugang zur öffentlichen Trinkwasserversorgung. Mittels Qualitätskontrollen wird garantiert, dass dieses sicher und trinkbar ist. Dadurch verhindern wir den Ausbruch und die Übertragung von wasserbezogenen Infektionskrankheiten und stärken letztlich die Widerstandskraft der betroffenen Menschen. Durch die Schulung der Wasserbehörden und den Aufbau von Komitees in den Gemeinden stellen wir außerdem sicher, dass auch längerfristig ein Verantwortungsgefühl für den Unterhalt der Infrastruktur entsteht und das notwendige Wissen dafür vorhanden ist.
Bewässerungskanäle und Schulungsmaßnahmen verbessern Ernährungssicherheit
Neben dem fehlenden Zugang zu sicherem Trinkwasser ist auch die Ernährungssituation für viele Menschen eine tägliche Herausforderung. Steigende Preise als Folge der Inflation belasten sowohl die geflüchteten Familien als auch die aufnehmenden Gemeinden. Um die Lebenssituation der betroffenen Menschen längerfristig zu verbessern, ist die Verbesserung der Ernährungssicherheit ein zentrales Element unserer Maßnahmen. Unser Fokus liegt dabei auf der Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft. Auch hier spielt Wasser eine wichtige Rolle. Denn aufgrund des schlechten Zustands der kilometerlangen Bewässerungskanäle versickert ein Großteil des Wassers, bevor es die Obstgärten und Felder der Kleinbauern erreicht.
Mit der Reparatur dieser Kanäle verbessern wir die Erträge der Bauern. Damit können sie sich selber besser mit Nahrungsmitteln versorgen und generieren durch den Verkauf der Produkte ein finanzielles Einkommen. Dieses steigern wir zudem durch Schulungen, die das technische und betriebswirtschaftliche Wissen der Bauern stärken und sie besser auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten. Denn auch im Libanon ist der Klimawandel spürbar. Durch den Wissenstransfer im Bereich dürretoleranter Nutzpflanzen befähigen wir die Bauern, besser mit den zunehmend heißen und länger andauernden Sommermonaten umgehen zu können.
Partizipation und Integration auf allen Ebenen
Im Libanon sind es die Menschen gewöhnt, ihre Angelegenheiten selber zu managen. Auf Hilfe von außen oder das Aktivwerden staatlicher Stellen warten sie oft vergebens. Große Vorhaben wie die Instandsetzung der Wasserinfrastruktur liegen oft über Jahre brach. Inzwischen erstrecken sich die Missstände auf weitere Bereiche - von der Umwelt, über die Stromversorgung bis zum Gesundheitssystem. Die Aufnahme der vielen geflüchteten syrischen Nachbarn hat die Situation zusätzlich verschärft. Die internationale Hilfe konzentriert sich indes bisher vor allem auf die informellen Flüchtlingsunterkünfte. Unser Projektansatz geht einen anderen Weg und schließt alle Betroffenen und alle beteiligten Interessensgruppen ein. So werden sowohl die Kommunen als auch die zuständigen Fachbehörden auf den verschiedenen Verwaltungsebenen von Anfang an beteiligt.
Unser Projekt richtet sich gleichermaßen an Einheimische als auch an die geflüchteten Familien aus Syrien und entschärft so die Konkurrenzsituation, die sich in den vergangenen Jahren trotz Gastfreundschaft gegenüber den Schutzsuchenden aufgebaut hat. Heikle Fragen wie der gleichberechtigte Zugang zu Wasser oder die möglicherweise notwendige Rationierung der Ausgabe werden mit den Projektgemeinden zusammen diskutiert . Durch Cash-for-Work profitieren die beteiligten Gemeinden zudem gleich selbst von den durchgeführten Baumaßnahmen. So werden für die Arbeiten bevorzugt vulnerable Menschen von vor Ort unter Vertrag genommen, denen wir dadurch ein temporäres Einkommen ermöglichen. Damit verhindern wir, dass das Geld aus der Projektregion abfließt und stärken die lokale Wertschöpfungskette.
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Projektsteckbrief
Verbesserung der Wasserversorgung im Nordlibanon für Geflüchtete aus Syrien und die sie beherbergende Bevölkerung
60.000 Menschen (syrische Geflüchtete und libanesische Einwohner) im Distrikt Akkar und Nord Libanon
- Rehabilitation und Ausbau von kommunalen Wasserversorgungssystemen
- Instandsetzung und Verbesserung der Wasser- und Sanitärversorgung an 30 Schulen
- Verbesserung der Hygienebedingungen durch Schulungen (Geflüchtete und Einheimische)
Tankamel Sawa
Mada
- Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
- Private Spenderinnen und Spender