Vor knapp einem Jahr gingen die Bilder des Erdbebens in Syrien und der Türkei um die ganze Welt. Die dramatische Lage vor Ort berührte Millionen Menschen und löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. 12 Monate später liegen immer noch ganze Städte in Schutt und Asche. Millionen Menschen leben nach wie vor in provisorisch errichteten Zeltunterkünften, ohne Zugang zu sicherem Wasser, ausreichend Lebensmitteln – und ohne jede Perspektive auf eine Verbesserung ihrer Situation.
Eine dieser Familien ist die von Ahmed H. In der Nacht des Bebens verlor sie (wie ungefähr 5,3 Millionen weitere Menschen in Syrien)* ihr Zuhause:
„Ich versuchte, mit meiner Tochter und meiner Frau zu fliehen und suchte Schutz unter der Treppe. Die Wände stürzten über uns ein, und ich begann, nach meinen Kindern zu suchen, weil ich dachte, sie seien unter den Trümmern begraben.“
Ahmed H., Familienvater aus Dschindires
Ahmed fand alle seine Kinder lebend, sie hatten rechtzeitig aus dem Haus fliehen können. Seit dem 6. Februar 2023 lebt die Familie in einem Camp für Geflüchtete nahe Afrin. Ihr Alltag ist bestimmt von Armut und der Angst vor Hunger. Ohne die Unterstützung von Hilfsorganisationen könnte er seine Familie nicht ernähren, so Ahmed. Denn wegen des Erdbebens gibt es in der Region kaum Arbeitsmöglichkeiten. Das Brot, das arche noVa verteilt, ist für ihn – wie für viele andere – überlebenswichtig.
Die hohe Spendenbereitschaft im vergangenen Jahr hat es arche noVa und seinen Partnern ermöglicht, mehr als 105.000 Betroffenen zu helfen – unter anderem mit der Verteilung von Wasser, dringend benötigten Lebensmitteln und Hygieneartikeln. Doch nun, da die Welt nicht mehr hinsieht, drohen Schicksale wie das von Ahmeds Familie ungesehen zu bleiben. Angaben der Vereinten Nationen zufolge sind 3,7 Millionen Menschen, sprich 83 % der Bevölkerung Nordwestsyriens, derzeit von einem Mangel an Lebensmitteln bedroht.
„Das Erdbeben hat die vom andauernden Bürgerkrieg ohnehin gezeichnete Region weiter geschwächt. Wer dort lebt, hat derzeit kaum Aussichten auf ein besseres Leben. Neben überlebenswichtigen Hilfsgütern braucht die Bevölkerung deshalb auch eine nachhaltige Perspektive. arche noVa setzt sich für eine nachhaltige Verbesserung der Ernährungssituation im Krisengebiet ein und betreibt Lernzentren für Schulunterricht.“
Tobias Pietsch, Länderreferent für Syrien bei arche noVa
Mathias Anderson, Leiter der Abteilung Internationale Programme von arche noVa, sieht insbesondere diese nachhaltig konzipierten Projekte in Gefahr – einerseits aufgrund der rückläufigen Spendenbereitschaft, vor allem aber wegen des reduzierten Budgets der Bundesregierung für humanitäre Hilfe: „Sollten Hilfsorganisationen wie arche noVa ihre Aktivitäten in Syrien einstellen müssen, wird sich die humanitäre Katastrophe weiter verschlimmern und zahllose Opfer fordern“, so Anderson.
Gesprächsangebot: Für weitere Informationen oder ein Interview steht Ihnen Mathias Anderson, Leiter der Abteilung Internationale Programme von arche noVa, gern zur Verfügung.
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Alexandra Kretschmann
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*Quelle: Interview mit Sivanka Dhanapala, UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR