Wenn Anfang Dezember die ersten Lichterketten und Glitzersterne die Straßen und Einkaufsmärkte zieren, merken die Menschen, es wird Weihnachten. Überall wird festlich dekoriert, in den Städten ebenso wie in privaten Häusern. Jede Region hat ihre eigenen Traditionen und manche haben sogar ganze Weihnachtsdörfer, so wie Byblos, Kobayat oder die Altstadt von Beirut, wo ganz besonders feierlich geschmückt wird.
Die christlichen Familien stellen ihre Krippen auf, die an die Geburt von Jesus im Stall von Bethlehem erinnern und Frieden in das eigene Zuhause bringen sollen. Zehn Tage vor Weihnachten werden üblicherweise die Bäume festlich geschmückt und erstrahlen in festlichem Glanz.
„Die Weihnachtszeit ist meine liebste Jahreszeit – mit all den Lichtern, Liedern, dem guten Essen und den vielen fröhlichen Menschen. Ich bin ein richtiger Weihnachtsfan“, erählt Lina Al Ayoubi, die für arche noVa im Libanon die Dokumentation und Evaluation der Projekte realisiert. Lina selbst ist Muslima, aber Weihnachten steht bei ihr und ihrer Familie ganz selbstverständlich im Kalender.
„Jedes Jahr zu Weihnachten besuchen wir unsere christlichen Freunde in Beirut. Wir schmücken den Baum und hören dabei Weihnachtslieder, wir kochen gemeinsam und freuen uns auf das Festmahl. Am ersten Feiertag fahren wir dann meistens in die Berge und spazieren im Schnee oder wir besuchen eines der berühmten Weihnachtsdörfer.“
Ihr Kollege Michel Aboud, der als Bauleiter und Fahrer in den Projekten von arche noVa tätig ist, lebt in Kobayat. Die Siedlung im Norden des Libanon gilt als einer der bekanntesten Weihnachtsorte der Region. An den Feiertagen zieht der Weihnachtsmann – der hier Papa Noel oder auch Santa Claus heißt – mit einem fahrenden Schlitten oder auch im knallroten Truck durch die Straßen und die Menschen verkleiden sich in Weihnachtskostümen. Die Stimmung ist ausgelassen, das zeigen jedenfalls die Fotos, die Michel geschickt hat.
„Für mich ist Weihnachten ein Fest der Familie. Wir erinnern uns an die Geburt Jesu und teilen die Freude darüber mit anderen. Wir feiern mit Kindern und Enkeln im großen Kreis, wir singen, beten und haben eine gute Zeit zusammen. Außerdem ist Weihnachten eine Zeit, wo man der Gemeinschaft etwas zurück gibt, also besonders für alte und arme Menschen spendet.“
Das Weihnachtsfest selbst beginnt in Kobayat am 24. Dezember eben mit dem Auftritt des Weihnachtsmannes, der einen Sack voller Süßigkeiten und Geschenke dabei hat. Wenn um 23 Uhr alle Kirchenglocken anfangen zu läuten, beginnt die Heilige Nacht. Die Menschen gehen zur Mitternachtsmesse und freuen sich auf den nächsten Tag.
Am 25. Dezember beginnt der Feiertag um 10 Uhr ebenfalls mit einem Gottesdienst, der traditionell damit endet, dass sich die Menschen Frieden wünschen - für sich selbst, ihre Familien und für ihr Heimatland Libanon. Ebenfalls an Weihnachten gedenken die Menschen verstorbener Familienmitglieder, die dieses Jahr nicht mehr dabei sein können.
Die klassischen Feierlichkeiten starten dann mit dem Festmahl nach dem Kirchgang. Die Köstlichkeiten auf dem Tisch zeigen die kulturelle Vielfalt des Libanon. Es gibt Kebbeh Pie, ein Fleischgericht, das mit warmer Joghurtsauce serviert wird, die den Schnee symbolisiert. Dazu Truthahn und Hühnchen mit würzigem Nussreis, Tabouleh, Vorspeisenplatten mit Humus, Rote Bete und Tahini-Salat. Der krönende Abschluss eines jeden Weihnachtsessens ist die Buche de Noel – eine libanesische Schoko-Bisquitrolle, die es nur an Weihnachten gibt. Manchmal wird auch noch Meghli serviert, ein süßer Reispudding mit Anis und Zimt gewürzt, der traditionell zur Begrüßung eines Neugeborenen zubereitet wird. An Weihnachten gibt es Meghli also in Erinnerung an das Christuskind.
Nach dem Essen werden die Geschenke unter dem Baum verteilt und Weihnachtslieder gesungen. Dabei klingen neben Jingle Bells und Petit Papa Noel auch arabische Lieder, wie das berühmte Laylit Eid von Fairouz.
„Die Weihnachtszeit ist eine ganz spezielle im Libanon, ein heiliger Monat, den alle Libanesen mit Freude genießen und jedes Jahr mit Vorfreude erwarten“, sagt Lina. Na dann, frohe Feiertage.
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