Die Situation in der somalischen Region Middle Shebelle ist verheerend. Jeden Tag überschwemmen Sturzfluten neue Gebiete entlang des Flusses. Dabei treten Wassermassen aus dem äthiopischen Hochland stammend als sogenannte Flussdurchbrüche über die Ufer. Mit allen Kräften versuchen sich die Menschen gegen die Katastrophe zu stemmen. Zwei engagierte Gelegenheitsarbeiter verloren ihr Leben, als sie versuchten einen der Flussdurchbrüche zu schließen.
Menschen haben ihr Zuhause, ihr Vieh und Ackerland verloren
Hüfthoch stehen die Wassermassen in den Dörfern unseres Projektgebiets in den Distrikten Mahaday und Jowhar. Mehr als 60.000 Menschen sind betroffen. Viele von ihnen haben ihr Zuhause, ihr Vieh und ihr Ackerland verloren. Hussein Abdi, von unserer Partnerorganisation PAH hat vor Ort die Situation in einem Assesment erfasst. Er beziffert den Verlust an Agrarfläche auf 40.000 Hektar mit gravierenden Folgen für die Einkommens- und Ernährungssituation der Menschen. Die Gebiete entlang des Shebelle Flusses gelten als „Green basket“ der Region, weil die Böden so fruchtbar sind und der nahegelegene Fluss das Wasser liefert. Doch jetzt ist der Fluss zur reißenden Gefahr geworden. In kürzester Zeit mussten die Menschen fliehen. Sie haben sich in höher gelegene Gebiete gerettet und provisorisch eingerichtet. Etliche zog es auch in die Distrikthauptstadt Jowhar, die ihrerseits von Wasser umschlossen und nur noch per Boot erreichbar ist.
Sicherung der Trinkwasserversorgung
Zu den akuten Problemen vor Ort zählt die sichere Trinkwasserversorgung. Angesichts zerstörter Brunnen und fehlender Infrastruktur greifen die Menschen direkt auf das Flusswasser zurück mit erheblicher Gefahr für ihre Gesundheit. Hussein Abdi fürchtet, dass sich wasserbedingte Krankheiten schnell ausbreiten werden. Im Zuge unserer Kooperation hat PAH deshalb erste Nothilfemaßnahmen im Bereich Wasserversorgung und Hygiene gestartet. 15 überschwemmte Brunnen wurden gechlort, um die Wasserqualität zu verbessern. Rasch wurde zudem ein Hygieneteam mit zehn Freiwilligen ausgebildet. Sie klären seitdem über Gesundheitsgefahren auf, die sich aus der Überschwemmungssituation ergeben. Eine der wichtigsten Botschaften: „Wasser abkochen vor dem Gebrauch!“
In einem nächsten Schritt geht es nun um die Rehabilitation von zwei zerstörten Flachbrunnen.
Gesundheitsvorsorge mit Moskitonetzen und weitere Hilfsaktivitäten
Malaria ist neben schweren Durchfallerkrankungen die zweite akute Gesundheitsgefahr im Überschwemmungsgebiet. „Wenn das Hochwasser zurückgeht, werden die am stärksten überschwemmten Gebiete in den kommenden zwei bis drei Monaten überflutet bleiben“, warnt Hussein Abdi von unserer Partnerorganisation. Die Wasserflächen sind eine ideale Brutstätte für Mücken. Deshalb gehört die Verteilung von rund 400 Moskitonetzen zu unserer gemeinsamen Nothilfe. Zudem werden Wasserkanister, Seifen und Damenbinden als Hilfsgüter verteil. Alle Aktivitäten sind exakt auf den zuvor im Assessment ermittelten Bedarf abgestimmt. Unsere Nothilfe wird zudem mit den Aktivitäten weiterer vor Ort aktiver Hilfsorganisationen abgestimmt. So erhalten die betroffenen Menschen beispielsweise Cash-Unterstützung, um Nahrungsmittel kaufen zu können.
Klimawandel als Hauptursache
Unweit des Überschwemmungsgebietes herrscht in Somalia derzeit Dürre. Ursache sind extrem unregelmäßige Niederschlagsmengen in Ostafrika. Vor Ort zweifelt niemand daran, dass dies die Folgen der Erderwärmung sind. In dieser Saison fiel am Oberlauf des Shabelle Flusses, im äthiopischen Hochland, phasenweise extrem viel Regen. Zugleich ist die Textur der Flussufer seit Jahren angegriffen. Der hohe Wasserdruck führt somit zu den gefürchteten Durchbrüchen und Überschwemmungen. In den meisten anderen Landesteilen Somalias bleiben dagegen die Niederschlagsmengen in der gerade auslaufenden Regenzeit weit unter dem Durchschnitt. Dazu zählt auch die Gedo Region, wo arche noVa mit einer weiteren lokalen Partnerorganisation ASEP, zwei Sanddämme gebaut hat. Diese konnten in den vergangenen Wochen den Regen auffangen. Das hier gespeicherte Wasser ist zur wichtigsten Quelle vor Ort geworden, denn das Wasser in den benachbarten Tiefbrunnen ist zunehmend versalzen.
Weitere Informationen zu den arche noVa-Aktivitäten in Somalia lesen Sie hier.