Die Bevölkerung des Sahelstaats Mali ist mit vielschichtigen Problemen und Herausforderungen konfrontiert. Dazu zählen eine extrem instabile Sicherheitslage und unzureichende Kapazitäten des Staates. Besonders betroffen sind die ländlichen Gebiete im Norden des Landes, wo sich das Leben um die beiden zentralen Ressourcen Wasser und Weideland dreht. Diese werden jedoch im Zuge des Klimawandels immer knapper. Extremwetterereignisse wie Dürren und Starkregen zerstören Ernten und schädigen die Viehwirtschaft, die wegen der schwierigen klimatischen Bedingungen ohnehin sehr anfällig sind.
Gewaltvolle Auseinandersetzungen zwischen islamistischen Gruppen, anderen kriminellen Gruppierungen, dem Militär und Teilen der Bevölkerung führen zu einer weiteren Verschlechterung der Lage für die Menschen: Diebstahl von Tieren, Zerstörung der Infrastruktur, kriminelle Übergriffe und Entführungen bedrohen den Alltag. Auf der Suche nach Sicherheit flüchten die Menschen innerhalb der Landesgrenzen – und darüber hinaus. 2024 lag die Zahl der Binnenvertriebenen in Mali bei mehr als 330.000 (Quelle: Gemeinsames Datenzentrum der Weltbank und des UNHCR zum Thema Zwangsvertreibung).
Die komplexe Situation in Mali zählt zu den vergessenen humanitären Krisen der Welt. Gewaltsame Konflikte und fehlende staatliche Infrastrukturen erschweren das Leben der Menschen. Hinzu kommen die Auswirkungen des Klimawandels. Rund ein Drittel der Menschen benötigt dringend humanitäre Hilfe. Eine langfristige und nachhaltige Verbesserung der Situation ist das Ziel von arche nova und unserer Partnerorganisation vor Ort.
Durch Wasserinfrastruktur neue Perspektiven schaffen
Wasser stellt im Sahel seit jeher eine sehr knappe Ressource dar. Gleichzeitig sind die Vieh- und Agrarwirtschaft als wichtigste Einkommensquellen abhängig von ausreichend Wasser. Teilweise muss bis zu 700 Meter tief gebohrt werden, um überhaupt Wasser zu finden. Errichtete Brunnen können aufgrund mangelnder Kapazitäten der Verantwortlichen oder fehlender technischer Ausrüstung oft nicht repariert werden. Zugleich werden vorhandene Wasserstellen häufig von Menschen und Tieren gemeinsam genutzt, was ein erhebliches Gesundheitsrisiko mit sich bringt.
Gao gehört zu den malischen Gebieten mit der geringsten Zugangsrate zu sauberem Trinkwasser. Unsere Aktivitäten in der Region umfassen den Bau und die Rehabilitierung von Wasserinfrastruktur (Brunnen, Wasserstellen und Viehtränken), wobei an möglichst vielen Standorten Solaranlagen als Energiequelle für Pumpen genutzt werden. Damit verbessern wir nachhaltig die grundlegende Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser und die Tränkung von Tieren in ländlichen Gemeinden in der Region Gao. Um die Nachhaltigkeit der Investitionen zu gewährleisten, werden in den beteiligten Gemeinden Strukturen und Kapazitäten aufgebaut, die den Betrieb, die Instandhaltung und den Ausbau der Wasserversorgung auch nach Projektende sicherstellen.
Ernährungs- und Einkommenssicherheit verbessern
Viehwirtschaft, Landwirtschaft und Fischerei stellen in den Projektgemeinden die Haupteinnahmequellen dar. Doch die Menschen stehen zunehmend unter Druck. Die Verschlechterung der klimatischen Bedingungen führt zu Bodenerosion und Desertifikation, für den Anbau und die Weidung von Tieren stehen immer weniger Flächen zur Verfügung. Zudem sind die Preise für Tierfutter extrem gestiegen. Die Sorge um das Familieneinkommen und damit verbunden um die tägliche Mahlzeit sind zu einem ständigen Begleiter der Menschen in dieser besonders armen Region Malis geworden. Von den prekären Lebenssituationen sind insbesondere Frauen und junge Menschen betroffen.
Unser Projekt umfasst verschiedene Aktivitäten, mit denen die Ernährungssituation und Einkommensmöglichkeiten der betroffenen Menschen verbessert werden können. Dazu zählen der Aufbau von Gemüsegemeindegärten, die Verteilung von Saatgut, Tierfutter, Nutzvieh und Betriebsmitteln. Unsere lokale Partnerorganisation legt zudem einen Schwerpunkt auf Ausbildung und Schulung. Dabei geht es um tiermedizinische Kenntnisse und um Know-how für die Weiterverarbeitung der Tierprodukte.
Sozialen Zusammenhalt stärken
Interethnische Konflikte und Konflikte zwischen Gemeinden, Viehzüchtern und Landwirten, Gastgemeinden und Menschen auf der Flucht prägen die Region. Sie werden verstärkt durch die Auswirkungen des Klimawandels und die daraus folgende Ressourcenknappheit. Die Bevölkerung sieht sich schutzlos zwischen den Fronten, wobei sie jeweils vom Militär, islamistischen Gruppen und sonstigenbewaffneten Gruppen beschuldigt werden, mit den jeweils anderen zu kooperieren.
Durch verschiedene Aktivitäten soll im Rahmen unseres Projektes der soziale Zusammenhalt gestärkt werden. Dabei geht es um den Abbau von Vorurteilen und die Schaffung von Räumen zur Konfliktbearbeitung. Auch ein Austausch zwischen den Menschen aus Mali und dem benachbarten Niger sind geplant, da sich die Konfliktlagen und Herausforderungen ähneln.
Grenzübergreifend denken und handeln
Unsere Projektaktivitäten sind Teil eines Konsortialprojektes in Mali und Niger, das unter der Leitung von arche nova stattfindet. Wir setzen unsere Aktivitäten mit unserer langjährigen lokalen Partnerorganisation NOUVEAUX HORIZONS in Mali um. Im Niger ist der Arbeiter-Samariter-Bund verantwortlich, der mit der langjährigen Partnerorganisation ADKOUL zusammenarbeitet.
Das Projekt fußt somit auf gute Zusammenarbeit diesseits und jenseits der Grenze von Mali und Niger und erreicht Zielgruppen, die viel miteinander verbindet. Konfliktvertriebene kehren von dem einen Land in das andere zurück, andere werden an ihren Fluchtorten heimisch, unabhängig davon in welchem Land sie zugezogen sind. Das Wasser des Nigers und der Klimawandel kennen ohnehin keine politischen Grenzen, und auch familiäre Netzwerke sind oft grenzübergreifend. Nicht zuletzt sind viele Menschen im Sahel seit jeher nomadisch unterwegs und überqueren dabei häufig die Grenze. Alle Projektaktivitäten im Konsortium greifen deshalb ineinander und alle Projektbeteiligten verbindet das gemeinsame Ziel, die Ernährung der Bevölkerung auf eine stabilere Basis zu stellen und die Widerstandskräfte der Menschen gegen die Folgen des Klimawandels zu stärken.
Nachhaltige Veränderungen für die Region
Nachhaltigkeit und eine rücksichtsvolle Vorgehensweise in Bezug auf Klima und Umwelt spielen in den Projekten von arche nova in Mali eine zentrale Rolle. So gibt es Bagoundié mittlerweile ein Abfallkomitee, das sich um die umweltschonende Entsorgung von Hausmüll kümmert und neue Recyclingmethoden umsetzt. Ein Teil des Biomülls im Dorf wird zum Beispiel zu Kohle verarbeitet, die zum Kochen verwendet werden kann.
Um die Menschen in der Region möglichst gut auf die immer häufiger auftretenden Extremwetterereignisse vorzubereiten, arbeitet arche nova gemeinsam mit der Bevölkerung an der Verbesserung von Frühwarnsystemen und Notfallplänen für Klima- und Hochwasserrisiken. Neben der Bereitstellung von Messtechnik gehören dazu unter anderem auch Schulungsangebote zur Prävention von Klimaschäden und dem Umgang mit Naturgefahren.
Globales Programm in 14 Ländern
Um das Ökosystem in unseren Projektregionen zu schützen, verfolgt arche nova in Mali den Ansatz grüner humanitärer Hilfe. Bei der Planung, Umsetzung und dem Monitoring von Hilfsmaßnahmen achten wir auf eine weitsichtige, umweltfreundliche und an den lokalen Lebensraum angepasste Vorgehensweise. Diese Aktivitäten sind Teil eines globalen Programms, das wir in Zusammenarbeit mit dem ASB, der German Toilet Organization und zahlreichen lokalen Partnern realisieren. Gemeinsam bringen wir Themen wie Inklusion, ökologische Nachhaltigkeit, Katastrophenvorsorge und internationalen Wissenstransfer in insgesamt 14 Ländern weiter voran.
In Vorgängerprojekten schon viel erreicht
Unser erstes Projekt in Mali haben wir 2013 gestartet. Ausgangspunkt war die humanitäre Krise infolge der kriegsähnlichen Konflikte von 2012. Seitdem konnten wir mehrere Projekte in der Region Timbuktu und Gao umsetzen, in denen Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH), aber auch Einkommenssicherheit und ländliche Entwicklung im Fokus standen. Zu den Schwerpunkten zählte der Auf- und Ausbau von Wasserversorgungssystemen sowie Toiletten an Schulen. Ebenfalls erfolgreich waren Aktivitäten im Bereich Tierhaltung und Förderung von Frauenkooperativen, die wir im aktuellen Projekt in ähnlicher Form erneut umsetzen.
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Projektsteckbrief
155.000 Begünstigte, darunter pastorale und agropastorale Haushalte, Bevölkerung ländlicher Gemeinden, Geflüchtete, Binnenvertriebene
Wasser, Sanitär & Hygiene
- Bau und Sanierung von Wasserstellen mit solarbetriebener Pumpe und Sickergrube
- Gründung und Schulung von Wassermanagement-Komitees zur Verwaltung und Instandhaltung der Wasserstellen, Ausbildung von Mechaniker*innen
- Schulungen zur Wasseraufbereitung, Verteilung von Wasseraufbereitungsmitteln
- Bau von Notfall-Latrinen für Gemeinden, die Binnengeflüchtete aufnehmen
- Bau belüfteter Latrinen mit verbesserten Gruben im öffentlichen Raum (z. B. Schulen)
- Verteilung von Sanitär-Kits für die Wartung von Latrinen
- Verteilung von Hygiene-Sets und Dignity-Kits mit Menstruationsprodukten
- Sensibilisierung und Wissensvermittlung im Bereich Hygienepraxis
Ernährung und Einkommen
- Verteilung von Lebensmitteln und Bargeld, Einrichtung von Schulkantinen
- Bau und Rehabilitierung von Gemeinde-Gemüsegärten mit Bewässerungssystem
- Schulungen für Frauenkooperativen zu Gemüseanbau und -verarbeitung
- Schulungen zu Viehzucht, Tierversorgung und -pflege
- Verteilung von Materialien und Ausrüstung für Landwirtschaft, Weidewirtschaft und Fischzucht an Frauengruppen
- Verteilung von Ziegen und Viehfutter
- Einrichtung von Impfparks für Nutztiere und von tierärztlichen Apotheken, Durchführung von Impfkampagnen
Unterkunft und Gemeinschaft
- Verteilung von Notunterkunfts-Kits mit Zelten, Regalen, Schlafplätzen und kleinen Baumaterialien
- Verteilung von Solarlampen und Haushaltsgegenständen (Decken, Töpfe, Matten, Tassen, Öfen)
- Gemeindeübergreifender Austausch zu gewaltfreier Konfliktbearbeitung in Foren, Durchführung von Friedensveranstaltungen mit Jugendlichen zur Konfliktprävention
- Schulung junger Menschen zum Themenkomplex Frieden, Sicherheit und Entwicklung
Umwelt- und Katastrophenschutz
- Wiederherstellung von Feuchtgebieten, Begrünung
- Aktivierung und Verbesserung der Frühwarnsysteme für Klima- und Hochwasserrisiken
- Durchführung von Klimaprognosen, -analysen und Katastrophenrisikobewertungen
- Mobilisierung lokaler Radiosender für die Verbreitung von Informationen zu Extremwetterereignissen
- Ausstattung von Gemeinden mit Messinstrumenten zur Überwachung von Niederschlag und anderen Wetter-Parametern
- Schulungen für Prävention und Management von Naturgefahren
- Ausarbeitung von Notfallplänen
- Gründung, Schulung und Ausstattung von Abfallkomitees zur Verbesserung des Entsorgungsmanagements und Recyclings
- Nouveaux Horizons
- Arbeiter-Samariter-Bund
- Private Spenderinnen und Spender
- Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
- Auswärtiges Amt