Menschengruppe aus insgesamt fünf Personen in sandiger Landschaft sowie einige gelbe hüfthohen Holzkästen auf blauen Beinen
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Somalia: SOMALILAND: Lebensgrundlagen stärken

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Unser Projekt in Somaliland erreicht Menschen, die in der abgelegenen Grenzregion zu Äthiopien traditionell von Weideviehwirtschaft leben. Ihre Lebensgrundlagen sind alles andere als sicher. Immer längere und andauernde Dürren treffen die Region. Mit unserer Partnerorganisation verbessern wir die Wasserversorgung, eröffnen alternative Einkommensmöglichkeiten und tragen in einer Region, die besonders unter den Folgen der Klimakrise zu leiden hat, zur Katastrophenvorsorge bei.
Somalia
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Der Distrikt Baligubadle in Somaliland liegt direkt an der Grenze zu Äthiopien und ist ländlich geprägt. Die meisten Menschen leben hier traditionell von ihren Viehherden. Mit Ziegen, Kamelen und Schafen ziehen sie von Weideland zu Weideland. Weitere Einkommensquellen sind der Verkauf von Brennholz und der Anbau von Feldfrüchten. Doch die Viehwirtschaft gilt seit Generationen als Haupteinnahmequelle. Von den Tieren bekommen die Menschen Milch, man kann sie schlachten und das Fleisch essen und man kann die Milch, sowie Milchprodukte wie Ghee, Tierhäute und die Tiere selbst auf lokalen Märkten verkaufen und so Geld verdienen. Doch auskömmlich ist das für viele Haushalte nicht mehr. Aufgrund der immer häufigeren und anhaltenden Dürren fehlt es an Weideland und Wasser. Fast alle Familien haben in den letzten Dürren von 2021 und 2022 Tiere verloren, einige ihre ganze Herde. Damit steht die Existenz der Menschen auf dem Spiel.

Armut und Mangelernährung weit verbreitet

Eine Bedarfserhebung in unseren Projektgemeinden zeigt, dass mehr als 80 Prozent der Befragten als arm und sehr arm eingestuft werden müssen. Mehr als 40 Prozent der Haushalte haben keinerlei Lebensmittelvorräte. Dabei sind sie mit enorm gestiegenen Preisen für Getreide und für andere Nahrungsmittel konfrontiert und können sich immer weniger leisten. Hinzu kommen Katastrophen wie Heuschreckenschwärme, die die landwirtschaftlichen Flächen kahlfressen. Die Folge: In der Region ist Mangelernährung weit verbreitet und viele Familien sind auf Nahrungsmittelhilfe durch Hilfsorganisationen und die Regierung angewiesen.

Das kostbare Wasser sichern

Wasserknappheit gehört zu den schwerwiegendsten Problemen in der Projektregion. Ob es Wasser gibt, ist in Baligubadle stark von der Jahreszeit abhängig. In der Hauptregenzeit (April-Juni) kann die Bevölkerung Wasser aus saisonalen Flüssen und Bächen holen, in den übrigen Monaten sind die Menschen und ihre Herden auf natürliche oder gebaute Wasservorräte angewiesen. Die Mulden, Teiche und Birkas, wie die traditionellen Zisternen genannt werden, reichen jedoch häufig nicht über die gesamte Trockenzeit für alle aus.

Der Wassermangel setzt die Familien stark unter Druck. Für den Kauf von Wasser bei privaten Anbietern bezahlen die Haushalte für 20 Liter rund 1.000 Schilling, was etwa 10 Eurocent entspricht. Deutlich teurer wird es in der Trockenzeit, in der die Preise oft auf bis zu 4.500 Schilling steigen. Nicht wenige Familien müssen dann einen erheblichen Teil ihres ohnehin knappen Einkommens für Wasser ausgeben. Oft spitzt sich die Versorgungskrise in den immer länger werdenden Dürreperioden so sehr zu, dass die Menschen auf Wassertransporte von der Regierung oder humanitären Akteuren angewiesen sind. 

Um das Wasserangebot direkt vor Ort zu erweitern, wird arche noVa vor Ort aktiv. Wir reparieren vier bestehende, aber marode Birkaz und bauen zwei neue zusätzliche Speicher mit rund 800 Kubikmeter Fassungsvolumen. Von dem zusätzlichen Wasserangebot im Projektgebiet profitieren rund 20.000 Menschen.

Konstruktion der traditionellen Speicher verbessern

Für die Implementierung dieser und der anderen Projektaktivitäten ist unsere langjährige äthiopische Partnerorganisation Organisation for Welfare and Development in Action (OWDA) zuständig. Sie hat umfangreiche Erfahrung mit dem Bau von Birkaz und hat die Konstruktion der in die Erde gemauerten Wasserspeicher im Laufe der letzten Jahre deutlich verbessert. Dazu zählen ein verstärktes Fundament, zusätzliche Filterelemente (Absetzbecken und Sandfilter) und die Wasserausgabe per Handpumpe. Damit sind die neuen Birkaz stabiler als die bisherigen. Sie haben zudem eine längere Lebensdauer und geringere Wartungskosten sowie eine gute Wasserqualität. Auf den Baustellen kommen lokale Firmen zum Einsatz. Zudem arbeiten die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner mit und werden dafür entlohnt.

OWDA bezieht die Menschen vor Ort eng in die Projektaktivitäten mit ein, um einen reibungslosen Übergang zur Eigenständigkeit zu ermöglichen. Die Planungstreffen und Schulungen richten sich sowohl an die Bevölkerung als auch regionalen und die lokalen Verwaltungsstellen. Wasserkomitees werden eingerichtet und Gebührensysteme etabliert, um Erhalt und Wartung der Anlagen zu sichern.

Katastrophenvorsorge fördern

In unserem Projektgebiet besteht ein hohes Risiko für Dürre oder Überschwemmungen. Daher ist es wichtig, die Selbsthilfekapazitäten und die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) der Bevölkerung zu stärken. Im Zuge des Projektes bauen wir lokale Strukturen und Kompetenzen auf, um das Funktionieren der Wasseranlagen und deren Bewirtschaftung über das Jahr hinweg sicherzustellen und die Bevölkerung für Gesundheits- und Hygienepraktiken zu sensibilisieren.

Vorausschauend umfasst unser Projekt darüber hinaus auch Nothilfemaßnahmen, die bei akuter Dürre einsetzen greifen. Es steht ein Budget zur Verfügung, um einen Monat lang Wasserlieferungen per Tanklaster zu ermöglichen sowie Wasseraufbereitungstabletten zu verteilen, mit denen auch Wasser minderer Qualität nutzbar wird.

Neue Ideen für den Lebensunterhalt

Für die Perspektive der Menschen vor Ort spielen alternative Einkommensquellen eine enorm wichtige Rolle. Denn auf Vieh- und Weidewirtschaft können sich die Menschen angesichts der Klimakrise nicht allein verlassen. Unser Projekt richtet sich vorrangig an Frauen und Jugendliche, die in die Viehzucht weniger eingebunden sind. Insbesondere junge Menschen werden ermutigt, in ihrer Heimatregion unternehmerisch aktiv zu sein, anstatt in andere Regionen oder große Städte abzuwandern.

Die Teilnehmenden werden in Absprache mit der Dorfbevölkerung, den lokalen Behörden und den Ältesten der Gemeinde ausgewählt. Gemeinsam wird ermittelt, wer im Sinne der Vulnerabilität besonders bedürftig ist. Dazu zählen Haushalte, die bisher keine oder ungenügende Unterstützung von der Regierung oder anderen Organisationen erhalten haben und in der Lage und bereit sind, sich selbst zu versorgen, um unabhängig von humanitärer Hilfe zu werden. Im Zuge des Förderprogramms werden die Teilnehmenden in verschiedenen Sparten geschult. Dazu zählen Imkerei, Geflügelzucht und Schreinerei. Der Start in die neue Tätigkeit wird mit Krediten unterstützt. Zudem fördern wir den Aufbau von drei Spar- und Kreditgenossenschaften, die in der Region noch weitere berufliche und unternehmerische Ideen Wirklichkeit werden lassen. 

Projektsteckbrief

Projektziel

SOMALILAND: Stärkung der Resilienz durch Verbesserung der Lebensgrundlagen und WASH-Versorgung

Zielgruppe

21.150  Menschen in pastoralen und agro-pastoralen Gemeinden

Aktivitäten
  • Rehabilitation von 4 Birkaz, Bau von 2 Birkaz (mit je rund 800 Kubikmeter Wasserspeichervolumen)
  • Etablierung von Wasserkomitees
  • Förderung von guten Hygienepraktiken
  • Nothilfe zur Wasserversorgung im Bedarfsfall
  • WASH-Training für Behördernvertreter*innen auf Distriktebene
  • DRR (Katastrophenvorsorge)
  • Einkommensförderung sowie Kreditvergabe für Gründung von Kleinunternehmen 
  • Förderung von 3 Spar- und Kreditgenossenschaften
Projektlaufzeit
11/2022 – 05/2025
Kooperationspartner

OWDA

Förderer
  • Auswärtiges Amt (AA), Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Aktion Deutschland Hilft
  • Private Spenderinnen und Spender

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