Titelbild Kenia - Gemeinsam stärker. Selbsthilfegruppe Kee
©arche noVa/Axel Fassio

Kenia: Sanddämme ermöglichen Wasser und bessere Landwirtschaft

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Kenia gilt hierzulande als Traumurlaubsziel. Doch Strand und Safari-Abenteuer für Touristen sind nur eine Seite des ostafrikanischen Landes. Viele Kenianerinnen und Kenianer leben in Regionen, wo die Lebensgrundlagen alles andere als sicher sind und der Klimawandel deutliche Spuren hinterlässt.
Kenia
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Zu den Gebieten, die in Kenia mit verbreiteter Armut, mangelnder Infrastruktur und extremen Wetterbedingungen zu kämpfen haben, zählen die Distrikte Makueni, Machakos und Kitui im Südosten des Landes. Abseits der wenigen Städte wird hier das Leben der meisten Menschen von zwei kurzen Regenzeiten bestimmt. Oft reicht die Niederschlagsmenge nicht aus, um die Vegetation wachsen zu lassen. So schnell wie das Wasser kommt, so schnell versickert es oder strömt die Flussläufe hinab. Die Folge: Die Weidegründe reichen kaum, Landwirtschaft ist eine Herausforderung. Auf den sandigen Böden können die Bäuerinnen und Bauern nur wenig Ertrag aus ihren Feldern ziehen. Und für ihr Trinkwasser müssen sie weite Fußmärsche auf sich nehmen.

Hoffnung auf Besserung gibt es nicht – im Gegenteil. Der Klimawandel verschärft die Situation zusätzlich. Immer öfter können die Viehzüchter und Bauern deshalb nicht einmal mehr ihren Eigenbedarf sichern. Der Südosten Kenias gilt als Nahrungsmittel-Defizit-Region. Viele Familien sind von den Lebensmittelverteilungen abhängig.

Das zweite Projektgebiet von arche noVa liegt im Laikipia County, das besonders dünn besiedelt und wenig erschlossen ist. Auch hier müssen Menschen weite Wege zurücklegen, um sich mit Trinkwasser zu versorgen. Akute Dürrephasen werden immer häufiger und dauern immer länger

Dem Klimawandel trotzen, Widerstandskraft stärken

Unser Projekt zielt darauf ab, die Widerstandskraft der Menschen im ländlichen Raum zu stärken. Sie sollen in Zukunft konstruktiv auf den Klimawandel reagieren, sich selber gut versorgen und Einkommenschancen erschließen können. Kurz gesagt, fördern wir die Resilienz der Projektgemeinden. Damit dies gelingt, spielen die Menschen vor Ort selbst von Anfang an die entscheidende Rolle in unserem Projekt. Da, wo Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner bereits die Initiative ergriffen und eine Selbsthilfegruppe gegründet haben, setzt unser Projekt an. Unsere lokalen Partnerorganisationen, die Africa Sand Dam Foundation (ASDF) und der Laikipia Permaculture Trust (LPCT), arbeiten eng mit den Gemeinschaften zusammen und binden sie in die Planung und Umsetzung der vielfältigen Aktivitäten ein.

Sanddämme sichern die Wasserversorgung dauerhaft

Dreh- und Angelpunkt unseres Landesprogramms in Kenia ist der Bau von Sanddämmen, die die Wasserversorgung dauerhaft sichern. Die Dämme bestehen aus Beton und werden in saisonalen Flussläufen gebaut, wo in der Regenzeit viel, in Trockenzeiten jedoch fast kein Wasser fließt. Das Funktionsprinzip ist einfach und wirkungsvoll: Vor den Dämmen staut sich Sand an, in dem Wasser gespeichert wird. Darauf können die Menschen für ihre eigene Versorgung ganzjährig zurückgreifen und auch ihr Vieh tränken. Zugleich wird die Grundwasserspeicherschicht stabilisiert, die die Vegetation kräftiger wachsen lässt und zu besseren Erträgen auf den Feldern führt.

Auf den Baustellen ist Teamarbeit angesagt

Beim Bau der Dämme spielen die direkt begünstigten Selbsthilfegruppen die entscheidende Rolle. Schon bei der Planung sind sie dabei und bestimmen den Standort mit. Für den Bau steuern sie dann ihre Arbeitskraft und einen Teil der Baumaterialien bei, dazu zählen Sand, Kies und Gestein. Was vor Ort nicht verfügbar ist, wird vom Projektbudget finanziert und angeliefert: Das sind vor allem die Werkzeuge, Holz, Zement und Stahl. Dann beginnt der Bau unter Anleitung der Expertinnen und Experten der Partnerorganisationen. 

Zunächst wird das Grundgestein freigelegt und darauf die Betonmauer verankert. Diese Mauer ist der eigentliche Damm und wird gestuft gestaltet, sodass genug Sand und Wasser gespeichert werden können und zugleich noch ausreichend Wasser für die flussabwärts liegenden Gemeinden durchgelassen wird. Im Laufe von drei Regenzeiten bildet sich vor den Dämmen flussaufwärts eine flache Sandebene, die als Speichermedium dient und verhindert, dass das Wasser wie bei einem offenen Stausee verdunstet. Die Wasserentnahme erfolgt direkt neben den Dämmen, bequem per Handpumpe an eigens dafür errichteten Schachtbrunnen. 

Noch mehr Wasser dank Solarpumpen

An einigen Standorten werden zudem Solarpumpen installiert, die das Wasser aus dem Sandspeicher in ein Wasserverteilsystem pumpen. Diese Green-Energy-Lösung bauen wir vor allem an sehr großen Dämmen und in Ortschaften, die deutlich oberhalb der Flussläufe liegen.
 
Für alle Dörfer gilt: Während des Projektes werden Wasserkomitees gegründet und geschult, die für den Erhalt und Betrieb der neuen Systeme zuständig sind. Rechtlich abgesichert werden die Bauten durch die Genehmigung der Bezirksregierung. Sie kontrolliert, dass die Vorgaben der Wasserwirtschaftsbehörden eingehalten werden.

Weitere Aktivitäten zur Wasserversorgung umfassen den Bau von Felsauffangbecken und Wasserspeichertanks an Schulen.

Für dieses Projekt spenden

28
5 Kilogramm dürreresistente Pflanzensamen
56
ganzjährig Trinkwasser für eine Familie an einem Sanddamm
450
Installation einer Handpumpe an einem Sanddamm

Positive Effekte durch Kooperation verstärken

Die langjährige Erfahrung unserer lokalen Partnerorganisation ASDF beweist: Wo Sanddämme entstehen, gibt es ausreichend Wasser, sparen die Menschen Zeit beim Wasserholen, entsteht neues Ackerland, gedeihen Feldfrüchte besser, können neue Bäume gepflanzt werden und: das Mikroklima verbessert sich. Diese positiven Effekte verstärken wir in unserem Projekt gezielt, in dem wir das Know-how von zwei lokalen Partnerorganisationen zusammenführen: ASDF bringt die Expertise im Bereich Wasserversorgung und Mobilisierung von Selbsthilfegruppen ein und LPCT die Expertise in der nachhaltigen Landwirtschaft.

Bäume pflanzen, Ernten verbessern, Einnahmen erzielen

Zum Projekt gehört zudem die Förderung der Agroforstwirtschaft und Wiederaufforstungsprogramme. Dazu werden in der Nähe der Sanddämme Baumschulen und Pflanzschulen angelegt. Damit richtet sich das Projekt gegen die zunehmende Versteppung und die weitverbreitete Erosion in der Region. Pflanzen sind dabei auch ein Teil der Katastrophenvorsorge.

Weitere Verbesserungen gelten der Landwirtschaft. Die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern lernen während unseres Projekts, wie sie auf ihren Feldern Terrassen bauen und die Erosion bekämpfen können. Sie erhalten dürreresistentes Saatgut und bekommen Trainings zu nachhaltigen Bewirtschaftungsmethoden und Permakultur. Hinzu kommt die Unterstützung in der Viehzucht von Hühnern und Ziegen. So gerüstet können sich die Menschen besser versorgen und darüber hinaus neue Einkommensmöglichkeiten erschließen. Das ist bislang, insbesondere für junge Menschen in der Region, extrem schwierig. Viele Jugendliche sehen ihre Zukunft in der Abwanderung in Städte. Unser Projekt bezieht deshalb diese Zielgruppe explizit ein. Jugendliche erhalten Schulungen in Geflügelzucht und Gartenbau sowie in Betriebswirtschaft.

Zu den Zukunftsperspektiven, die das Projekt fördert, zählt zudem die Produktion von Kosmetikprodukten wie Seifen oder Shampoo, die direkt vor Ort vermarktet werden. Zu den ersten Abnehmern von Seifen auf Ziegenmilchbasis zählen Hotels in der Region, weiterer Vermarktungsmöglichkeiten werden erschlossen. Das gilt auch für die Ernte von Aloe Secondiflora Blättern, die im Rahmen unseres Projekts in Laikipia angebaut werden. Die Pflanzen brauchen wenig Wasser und finden vor Ort gute Wachstumsbedingungen. Für den kommerziellen Anbau hat unsere lokale Partnerorganisation LPCT die Genehmigung von den lokalen Behörden erhalten. Der Vertrieb wird innerhalb und außerhalb Kenias aufgebaut. Erste internationale Kosmetikunternehmen zeigen bereits Interesse.

Um Abholzung und Emissionen zu reduzieren, fördert ASDF im Rahmen unserer Kooperation gezielt den Einsatz energieeffizienter Öfen. Dazu werden Freiwillige ausgebildet, die ihrerseits Schulungen in den Gemeinden durchführen. Sie erläutern, wie man bessere Öfen baut oder vorhandene abdichtet. So spart jede einzelne Familie Holzkohle und Brennholz und der Kohlendioxid-Ausstoß verringert sich.

Widerstandsfähigkeit stärken und Risiken eindämmen

Unser Projekt setzt auf Nachhaltigkeit und Resilienz. Was sich an einzelnen Standorten bewährt hat, wird als best practice im Netzwerk weiterkommuniziert. Gezielt fördert arche noVa die Vernetzung zivilgesellschaftlicher Akteure untereinander und die Kommunikation unserer Partnerorganisationen zu den behördlichen Strukturen vor Ort.

Wichtigster Akteur, um die Risiken von Katastrophen zu verringern, sind die Gemeinschaften vor Ort. Sie müssen sich neben anderen Gefahren insbesondere den Auswirkungen des Klimawandels stellen. Das können sie umso besser, je besser ihre Informationsgrundlage ist. Im Zuge unseres Projekts finden in den Dörfern entsprechende Trainings statt. Zudem werden Kartierungen mit den Gemeinden durchgeführt, die die ortsspezifischen Risiken abbilden.

Wo genau und wie sehr Überschwemmungen, Erosionen, Verlust von Vieh, anhaltende Dürre und Ernteausfälle die einzelnen Dörfer bedrohen, ist vielen Gemeinschaften bisher nicht in der ganzen Tragweite bewusst. Hinzu kommt die Überbeanspruchung natürlicher Ressourcen und eine nicht nachhaltige Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen. All dies wird in Trainings mit den Gemeinden thematisiert und daraus Anpassungsmaßnahmen abgeleitet. Zuletzt soll jede Gemeinschaft über Strategien zur Katastrophenvorsorge, Frühwarnsysteme und Notfallpläne verfügen und den Weg zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen einschlagen.

In Vorgängerprojekten schon viel bewegt

arche noVa ist seit 2012 in Kenia aktiv. Etliche Selbsthilfegruppen wurden bereits unterstützt. Dabei wurden über 80 Sanddämme gebaut. An einigen Standorten wurden Felsauffangbecken errichtet, um das abfließende Regenwasser von Felsformationen aufzufangen und zu speichern. Leitungssysteme, Wassertanks und Ausgabestellen wurden an zahlreichen der Standorte gebaut.
 
Zu den Einsatzorten zählten auch Schulen, wo wir gemeinsam mit ASDF Regenwasserspeicher für die Wasserversorgung gebaut haben. Nicht zuletzt spielt in unserem Länderprogramm von Anfang an das Thema Hygieneaufklärung eine wichtige Rolle. 2020 wurden diese Aktivitäten im Zuge der Covid-19-Prävention noch verstärkt. 

Präsenz vor Ort ermöglicht auch Nothilfe

Dank der langjährigen Präsenz vor Ort hat arche noVa auch die Möglichkeit auf akuten Notsituationen mit humanitärer Hilfe zu reagieren. So wurden zum Beispiel in Laikipia 2022 in einer akuten Dürrephase Dorfgemeinschaften per Tanklastwagen mit Trinkwasser versorgt. 

Projektsteckbrief

Projektziel

Wirkungsziel: Erhöhung der Resilienz ländlicher Gemeinden in ASAL-Gebieten gegenüber Dürren und anderen Auswirkungen des Klimawandels

Aktuelles Projekt: Sicherung der Trinkwasserversorgung und Ernährung sowie Schaffung von Einkommensquellen

Zielgruppe
7.590 Menschen
Aktivitäten
  • Bau von Sanddämmen sowie Felsauffangbecken und Schulwassertanks
  • Installation von Handpumpen und Solarpumpen
  • Gründung und Training von Wasserkomitees
  • Wasserqualitätsprüfungen
  • Schulungen zu Sanitärversorgung und Hygieneförderung
  • Schulungen zu klimaangepasster Landwirtschaft, Agroforstwirtschaft, Vermarktung der Produkte
  • Terrassenbau auf Farmen
  • Einrichtung von Gemüsegärten
  • Verteilung von dürretoleranten Nutzpflanzensorten (Samen) und Werkzeugen
  • Aufforstung und Aufbau von Baumschulen
  • Einführung von Bewässerungstechnik
  • Förderung der Kleintierhaltung
  • Schulung von Jugendlichen im Gartenbau, Betriebsmanagement, Geflügelproduktion
  • Trainings zu Boden- und Wasserschutz
  • Aufbau von Katastrophenvorsorge Strukturen
Projektlaufzeit
Seit Dezember 2021
Kooperationspartner
Africa Sand Dam Foundation (ASDF)
Laikipia Permaculture Centre Trust (LPCT)
Förderer
  • Aktion Deutschland Hilft
  • Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
  • Spenderinnen und Spender

 

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