Jowhar/Dresden, 18. Juni 2021 - Außergewöhnlich heftige Regenfälle haben in Somalia für schwere Überschwemmungen gesorgt. In der Region Middle-Shebelle mussten nach Flussdurchbrüchen bislang mehr als 60.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Rund 40.000 Hektar Agrarland sind überflutet worden, eine große Zahl an Nutztieren fand den Tod.
„Die Situation ist verheerend“, beurteilt Juma Maiyah von der humanitären Organisation arche noVa aus Dresden die aktuelle Lage. Zusätzlich zum lokalen Niederschlag drohen nachströmende Wassermassen aus dem äthiopischen Hochland die Situation zu verschlimmern. „Täglich überschwemmen Sturzfluten neue Gebiete“, erläutert der Projektverantwortliche. Selbst der Zufluchtsort vieler Vertriebener, Jowhar-Stadt, sei nur noch per Boot erreichbar.
Besserung ist kaum in Sicht: „Auch wenn das Wasser zurückgeht, werden die meisten überschwemmten Gebiete in den nächsten zwei bis drei Monaten überflutet bleiben“, so Maiyah. Er sieht das größte Problem in der Zerstörung der lokalen Farmen: „Aufgrund des drohenden Mangels an Grundnahrungsmitteln befürchten wir eine großflächige Hungersnot“, warnt er.
Durch die Überschwemmungen ist zudem die Trinkwasser- und die Sanitärversorgung vollständig zusammengebrochen. Ungefähr 2.000 private und kommunale Latrinen wurden zerstört. Durch das verunreinigte Wasser drohen Krankheiten. „Ausbrüche von Durchfallerkrankungen könnten die drohende Mangelernährung in den betroffenen Kommunen noch verstärken“, sagt Juma Maiyah. Die stehenden Wasserflächen bieten außerdem Malaria-Mücken eine ideale Brutstätte, was zur Sorge vor einer Malaria-Epidemie in der Region führt.
Als Reaktion auf den großen Hilfsbedarf vor Ort unterstützt arche noVa in Kooperation mit der humanitären Organisation Polish Humanitarian Action (PAH) die betroffenen Menschen mit Nothilfemaßnahmen. Im Fokus stehen die Chlorung von überschwemmten Brunnen, um die Wasserqualität zu verbessern, sowie die Verteilung von Moskitonetzen, Wasserkanistern, Seifen und Damenbinden. In einem nächsten Schritt werden zerstörte Flachbrunnen rehabilitiert. Die Nothilfe wird dabei eng mit den Aktivitäten anderer Akteure vor Ort abgestimmt.
Während die Regionen um den Shabelle-Fluss von Hochwasser betroffen sind, leidet die benachbarte Region Galgaduud unter einer Dürre. „Die ungleiche Verteilung der Regenmengen und der wiederholt unterdurchschnittliche Niederschlag in der somalischen Regenzeit zeigen einmal mehr, wie sehr sich das Klima in Ostafrika bereits wandelt“, betont Mathias Anderson, Geschäftsführer von arche noVa. Er fordert deshalb die Bundesregierung zu konsequenten Maßnahmen im Klimaschutz auf: „Die Klimakrise ist da und trifft die Schwächsten. Es ist jetzt Zeit zu handeln!“, fordert Anderson.