Dresden, 17.06.2025
Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag. Für die Einsatzkräfte der Hilfsorganisation arche nova in diesem Jahr ein besonders beklemmender Tag. Denn seit Kurzem steht fest: Der humanitäre Nothilfe-Einsatz der Organisation im Sudan kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr lange fortgesetzt werden. Und das, obwohl sich dort seit 2023 die weltweit schwerste Vertreibungskrise ereignet. UN-Angaben zufolge sind derzeit 8,8 Millionen Menschen innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht vor Gewalt, Folter und Erpressung. Der Großteil von ihnen lebt unter katastrophalen Bedingungen in improvisierten Camps – ohne sicheren Zugang zu Wasser, Lebensmitteln, sanitärer Versorgung oder medizinischer Betreuung.
26 Millionen Menschen in Hungersnot – und die Welt schaut weg
Seit Ausbruch der Kämpfe im April 2023 hat sich die Situation der Zivilbevölkerung im Sudan mehr und mehr verschlimmert. 26 Millionen Menschen sind laut des jüngsten UN-Berichts von akutem Hunger betroffen – mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung. Aufgrund von Wassermangel und fehlender Sanitär-Infrastruktur breiten sich lebensbedrohliche Erkrankungen wie Cholera immer weiter aus. In al-Qaḍārif und Algalabat al-Gharbyah im Osten des Landes suchen besonders viele Menschen Schutz. Hier leistete arche nova bisher überlebenswichtige Nothilfe. Mit der Verteilung von Hygieneprodukten und Ausstattung für eine hygienische Abfallentsorgung setzte sich die Organisation für die Gesundheit und Würde der Bevölkerung ein.
Mit dem jüngsten Projekt zur Verbesserung der Hygienesituation erreichte arche nova binnen zwei Monaten mehr als 10.000 Menschen. Nun sind die finanziellen Mittel nahezu erschöpft – und bisher keine neuen Gelder in Aussicht. Dabei leben allein in der Region al-Qaḍārif mehr als eine Million Schutzsuchende, die dringend humanitäre Hilfe benötigen.
Fehlende Mittel zwingen Hilfsorganisationen zum Rückzug
Seit der massiven Kürzungen des Bundeshaushalts und dem Shutdown von USAID stehen die Nothilfeeinsätze vieler Hilfsorganisationen auf der Kippe. Auch die Arbeit von arche nova ist davon betroffen. „Aktuell gibt es für die Nothilfe im Sudan keine Perspektive. Das Spendenaufkommen ist leider zu gering und die öffentlichen Fördermittel sind mittlerweile erschöpft. Sollten sich keine kurzfristigen Finanzierungsmöglichkeiten finden, kommt unser Einsatz vollständig zum Erliegen. Die Menschen, die wir bisher unterstützt haben, sind der lebensbedrohlichen Hygienesituation dann schutzlos ausgeliefert“, warnt Betty Brauer, Leiterin der Abteilung Internationale Programme bei arche nova.
Jeder Tag ohne Nothilfe kostet Menschenleben
Die Krise im Sudan ist keine vergessene Krise. Sie ist eine Krise, die seit jeher kaum Beachtung erfahren hat. Den Weltflüchtlingstag nimmt arche nova zum Anlass, um erneut und mit Nachdruck an die internationale Gemeinschaft zu appellieren. Die Hilfsorganisation fordert:
- Sofortige Bereitstellung weiterer Finanzmittel durch Bund und EU für humanitäre Hilfe im Sudan und Nachbarländern, die bereits Millionen Geflüchtete versorgen müssen
- Stärkere mediale Aufmerksamkeit für die dramatische Lage vor Ort
- Langfristige Strategien, um lokale Versorgungsstrukturen zu stabilisieren und Fluchtursachen zu bekämpfen
Um das Überleben der sudanesischen Bevölkerung zu sichern, muss sofort entschieden gehandelt werden – denn jeder Tag ohne Nothilfe verschlimmert die humanitäre Situation.
Angebote für Medienvertreter*innen:
Für weitere Informationen oder ein Interview steht Ihnen Betty Brauer, Leiterin der Abteilung internationale Programme bei arche nova, zur Verfügung.
Das bereitgestellte Bildmaterial kann unter Nennung der Bildrechte ©arche nova frei verwendet werden.
Pressekontakt:
Alexandra Kretschmann
Stellv. Leitung Kommunikation & Referentin Medienarbeit
Tel: +49 351 271832-20
E-Mail: alexandra.kretschmann [at] arche-nova.org
arche nova ist seit 2022 im Sudan aktiv. Gemeinsam mit den lokalen Partnern FPDO und HOPE rehabilitierte die Hilfsorganisation in den vergangenen Jahren Trinkwasserstellen, führte Schulungen in nachhaltiger Landwirtschaft durch, unterstützte Frauen bei der Existenzgründung und setzte Maßnahmen zum Hygiene- und Gesundheitsschutz für Binnenvertriebene um, darunter die Verteilung von Hygieneprodukten.