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Im Interview: Projektleiter Nazir Ahmed über den großen Bedarf an WASH-Aktivitäten in der Somali Region

01.12.2017 - 08:37 - Äthiopien
Zu den großen Krisen, die dieses Jahr die Nachrichten beherrschten, zählten die Dürre und die Hungersnot in Afrika. Mehrere Länder des Kontinents waren und sind weiterhin betroffen. arche noVa startete dafür Nothilfemaßnahmen in Somalia und Äthiopien. Projektleiter Nazir Ahmed berichtet im Interview vom Projekt in der Somali Region Äthiopiens.

Was ist passiert?

In Südost-Äthiopien sind seit Oktober 2016 die Regenfälle ausgeblieben. Als ich im April dieses Jahres das erste Mal vor Ort war, war alles so trocken, wie ich es noch nie gesehen habe. Dabei bin ich aus Pakistan einiges gewohnt. An den Straßenrändern saßen Kinder, die um Wasser und Nahrungsmittel bettelten. Die Menschen erzählten mir von den Tieren, die sie nicht mehr tränken konnten. 70 Prozent der Tiere waren verendet. Überall sah man die Kadaver in der prallen Sonne liegen. Eine Katastrophe für die Familien. In ihrem Leben dreht sich alles um ihre Kamele und Ziegen.

Wie muss man sich die Lebensumstände der Familien vorstellen?

Aus Sicht der Zentralregierung in Addis Abeba ist die Somaliregion weit ab vom Schuss. Das heißt, dass im Südosten des ohnehin von großer Armut geprägten Landes besonders wenig Wirtschaftskraft ankommt. Die Familien leben in einfachsten Lehmhütten, einige betreiben Landwirtschaft, die meisten sind auf ihre Tiere als Nahrungs- und Einnahmequelle angewiesen. Die einzigen Häuser aus Stein oder Beton sind die Schulen, Krankenstationen und Verwaltungsgebäude.  

Wie sieht es mit der Wasserversorgung aus?

Das ist sehr schwierig, weil es hier auch ohne akute Dürre oft sehr trocken ist. Niederschläge sind deshalb kostbar, sie werden traditionell in Becken aufgefangen, die Birkat genannt werden. Meist sind sie offen und dienen Mensch und Tier als Wasserquelle. Außerdem gibt es Schachtbrunnen, die ebenfalls aus den Niederschlägen gespeist werden. In der extremen Dürrephase 2016/17 trockneten die meisten Systeme aus. Als wir vor Ort waren, setzte im Frühjahr ein bisschen Regen ein. Doch auch die diesjährigen Regenzeiten waren nicht genug, um die bestehenden Systeme wieder ausreichend zu füllen. Deshalb haben wir angefangen, weitere Sammelbecken zu bauen, bestehende abzudichten, zu überdachen und mit Handpumpen zur Wasserförderung auszustatten. Außerdem rehabilitieren wir bestehende Schachtbrunnen.  

Baut arche noVa auch Brunnen?

Brunnenbohrungen sind extrem teuer. Jeder einzelne Meter kostet mindestens 1.000 Euro. Will man an das Grundwasser kommen, muss man 300 bis 600 Meter tief bohren. Früher reichten 150 Meter aus. Unser Budget gibt eine solche Investition nicht her. An einem Ort, wo die Behörden die Bohrung übernehmen wollen, werden wir uns eventuell an dem Ausbau der oberirdischen Anlage beteiligen.
Ich bin davon überzeugt, dass wir das uns zur Verfügung stehende Geld sehr sinnvoll aufgeteilt haben. Die Wassersysteme in unseren Projektgemeinden sind deutlich sicherer als zuvor, liefern mehr und länger Wasser und genügen deutlich höheren Hygienestandards. Es kommen neue hinzu. Außerdem bauen wir geschlechtergetrennte Latrinen. Das wird die Gesundheitssituation verbessern. Wir führen intensive Hygienetrainings und Schulungen durch. Dabei geht es um die Gefahr, dass Durchfallerkrankungen akut auftreten, besonders nach einsetzenden Regenfällen. Wir klären über Übertragungswege und Schutzmöglichkeiten vor Ansteckung auf. Gerade für Menschen, die nur schlecht oder gar mangel-ernährt sind, ist es überlebenswichtig, nicht auch noch Durchfall zu bekommen. Deshalb haben wir auch an einer Krankenstation eine Wasseraufbereitungsanlage installiert.

Wie wird es weiter gehen, wenn arche noVa nicht mehr vor Ort ist?

Unser Projekt setzen wir gemeinsam mit der lokalen Organisation OWDA durch. Die Kolleginnen und Kollegen werden auch weiterhin in der Region aktiv sein. An unseren Projektstandorten bereiten wir die Bevölkerung gezielt darauf vor, was zu tun ist, damit unsere Investitionen Bestand haben. Wir schulen Wasserkomitees im Erhalt der Anlagen und wir richten Bezahlsysteme für das Wasser ein, damit Reparaturen in Zukunft möglich sind.

Es läuft also alles reibungslos?

Naja – perfekt ist so ein Projekt nie. Es gab vor allem zu Anfang einige bürokratische Hindernisse. Es hat viel länger gedauert, die Projektgenehmigung von den Behörden zu erhalten, als wir das geplant und gehofft hatten. Unsere Zeitvorstellungen sind auch vor Ort manchmal sehr unterschiedlich. Erst passiert Tagelang nichts, aber plötzlich finden sich viele helfende Hände zusammen und das Bauprojekt ist dann doch Tage eher fertig als geplant. Die Mithilfe der Menschen ist beeindruckend.

Gerne möchten wir unsere Aktivitäten in Äthiopien weiter ausbauen. Dazu sind wir auf Spenden angewiesen.

Welche Aktivitäten arche noVa vor Ort umsetzt, beschreiben wir hier.

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