Dresden, 27.07.2023
„Es fehlt an allem. Und an Normalität ist nicht einmal zu denken“, sagt Wolfram Lorenz, Länderreferent für Syrien bei arche noVa. Er weiß um die desaströsen Umstände, unter denen die Menschen im Katastrophengebiet leben. Ein halbes Jahr nach dem Beben sieht er die größte Gefahr darin, dass die Betroffenen in Vergessenheit geraten und ihr Dasein fortan in überfüllten Zeltstädten fristen müssen – umgeben von Schutt und ohne jede Perspektive.
arche noVa leistet seit mehr als zehn Jahren humanitäre Hilfe im vom Krieg gezeichneten Nordwestsyrien. Nach dem Erdbeben ermöglichten etablierte Infrastrukturen und die enge Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen eine schnelle Reaktion auf die Katastrophe. Weil sich die Lebensumstände in der Region seit dem 6. Februar nicht verbessert haben und Wasser, Lebensmittel sowie grundlegende Hygieneartikel weiterhin dringend benötigt werden, setzt arche noVa die Nothilfe fort. Möglich ist dies auch dank der besonders hohen Spendenbereitschaft in Sachsen.
Ein Kinderleben zwischen Trümmern und Traumata
Die verteilten Hilfsgüter sind für die Menschen vor Ort überlebenswichtig, aber sie reichen längst nicht aus, um ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Denn Syrien und seine Menschen sind geprägt von vielen Jahren Krieg, Gewalt und Flucht. Hinzu kommen nun noch die traumatischen Erfahrungen durch das Beben und die Perspektivlosigkeit danach – eine Situation, die für Kinder besonders schwer auszuhalten ist.
„Von einem Alltag mit Schulbildung und Freizeitangeboten können Kinder in Nordwestsyrien nur träumen. Unter den aktuellen Umständen werden sie nicht nur ihrer Kindheit, sondern auch ihrer Zukunft beraubt.“
Wolfram Lorenz, Länderreferent Syrien bei arche noVa
Um sich der Perspektivlosigkeit entgegenzustellen, hat arche noVa mit Unterstützung der Sächsischen Staatskanzlei ein Programm für Bildung und psychosoziale Begleitung gestartet. Das Programm gibt 800 Kindern im Alter von 7 bis 15 Jahren die Möglichkeit, in einer geschützten Umgebung zu lernen, zu spielen und Momente der Unbeschwertheit zu erfahren. Weiterhin werden 2.500 vom Erdbeben betroffene sowie besonders bedürftige Kinder durch speziell ausgebildete Betreuerinnen und Betreuer psychosozial begleitet.
Eine der Betreuerinnen ist Sana Abdulatif, die seit 2012 selbst mehrfach aus ihrem Heimatdorf in der Region Idlib fliehen musste. Über ihre persönliche Motivation sagt sie:
"Trotz der zahlreichen Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, einschließlich der katastrophalen Folgen des jüngsten Erdbebens, ist unser Engagement ungebrochen. Uns geht es um das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl der nächsten Generation.“
Sana Abdulatif, Kinderschutzbeauftragte bei Bonyan
Die Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts. arche noVa erhält 100.000 Euro aus Fördermitteln des Sonderprogramms für Flüchtlings- und Nothilfe, die der Sächsische Landtag der Sächsischen Staatskanzlei zur Verfügung stellt. Aus eigenen Spendenmitteln stellt arche noVa 152.000 Euro bereit.
Gesprächsangebot: Für weitere Informationen zur Lage in Nordwestsyrien nach dem Erdbeben und der Arbeit von arche noVa im Katastrophengebiet vermitteln wir gern ein Gespräch mit Wolfram Lorenz, Länderreferent für Syrien.
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