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Wir sehen rot – Tag der Menstruationshygiene

11.05.2023 - 14:02 - Welt
arche noVa setzt sich als WASH-Organisation weltweit dafür ein, dass Frauen und Mädchen ihre Menstruation würdevoll erleben können. Um das zu erreichen, führen wir ein ganzes Bündel an Aktivitäten durch. Dazu zählen Aufklärungskampagnen, Verteilungen von Hygieneartikeln sowie der Bau von Sanitär- und Wassersystemen. Damit ist für arche noVa jeder Tag, ein Tag der Menstruationshygiene, der offiziell einmal pro Jahr am 28. Mai stattfindet.

Menstruation ist das Normalste der Welt und zugleich ein großes Problem. Das liegt zum einen an der immer noch starken Tabuisierung des Themas und zum anderen an der mangelnden Versorgungslage für Millionen Frauen und Mädchen weltweit. Neben Hygieneartikeln wie Damenbinden und Tampons sind es auch Toiletten und Waschmöglichkeiten, die Frauen und Mädchen brauchen, um sich während der Menstruation gut um sich kümmern zu können. All das fehlt in ausreichendem Maße an vielen Stellen der Welt.

Mädchen in rotem Oberteil und Kopftuch an einem Tisch sitzend, blickt in die Kamera, im Hintergrund weitere Schulbänke und eine blaue Wand

Warda Abdi Mohamed gehört zu den wenigen weiblichen Jugendlichen, die in unserem somalischen Projektgebiet die weiterführenden Klassenstufen besuchen können. Schule ist für die 17-Jährige der wichtigste Ort auf ihrem Weg zu einer guten Ausbildung. Doch immer wieder hat sie im Unterricht gefehlt, weil sie während ihrer Menstruation Angst vor den Blicken und Bemerkungen der anderen hatte. Das ist nun vorbei. Dank arche noVa konnte unsere lokale Partnerorganisation PAH an Warda und ihre Klassenkameradinnen auswaschbare Damenbinden verteilen. Gut versorgt gehen sie jetzt an allen Tagen zum Unterricht.
@arche noVa/PAH

Somalia: Fehlstunden und Schulabbruch ab dem Menstruationsalter

Besonders fatal: In vielen Regionen der Welt gehen Schülerinnen während ihrer Menstruation nicht zur Schule. Die Unesco geht davon aus, dass in afrikanischen Ländern jede zehnte Unterrichtsstunde wegen der Periode nicht besucht wird. So ging es auch der 17-jährigen Warda Abdi Mohamed, die die Jowhar Bille School in unserem Projektgebiet in Somalia besucht. Wie viele ihrer Klassenkameradinnen hat auch ihre Familie nicht genug Einkommen, um sich ausreichend Hygieneartikel leisten zu können. Häufig sind Damenbinden auf dem lokalen Markt auch gar nicht erhältlich, sodass sich die Mädchen mit Stoffresten und anderen unsicheren Materialien behelfen müssen.

„Ich habe mindestens fünf Tage im Monat im Unterricht gefehlt, weil ich Angst davor hatte, mich zu schämen oder blamiert zu werden“, erzählt sie unserer lokalen Partnerorganisation PAH. Der Schuldirektor Mohamed Abdi Osman bestätigt, dass viele Mädchen eine hohe Zahl an Fehlstunden haben. Sobald sie ins Menstruationsalter kommen, breche die Mehrzahl der Schülerinnen ihre Schullaufbahn sogar ganz ab.

Somit erreichen von den ohnehin vergleichsweise wenigen Mädchen, die die Sekundarstufe in Somalia besuchen, nur ein Bruchteil den angestrebten Abschluss und damit die Chance auf einen erfolgreichen Berufsweg und ein gutes Einkommen. Dank arche noVa hat sich die Situation und die Zukunftsaussichten für Warda und ihre Klassenkameradinnen deutlich verbessert. Im letzten Schuljahr wurden 150 Hygienekits mit je fünf auswaschbaren Damenbinden und einem Set Unterwäsche an die Schülerinnen verteilt. „Die erhaltenen Damenbinden haben mein Selbstwertgefühl gestärkt und mich entschlossener gemacht, zu studieren und meine Ziele im Leben zu erreichen“, sagt Warda.

Uganda: Die Periode ist auch Männersache

Menstruation ist vielerorts stark tabuisiert. Frauen und Mädchen werden stigmatisiert und gelten während ihrer Regel als unrein. Sie dürfen dann zum Beispiel andere Menschen nicht berühren, kein Wasser holen oder Essen zubereiten. Andernorts werden sie sogar von der Familie aus dem Haus gewiesen.

„Betreten verboten“ heißt es auch in unserem Projektgebiet in Uganda, wenn Frauen oder Mädchen während ihrer Menstruation mit dem Boot fahren wollen, dem wichtigsten Verkehrsmittel am Viktoriasee. Um solche und andere benachteiligenden „Traditionen“ aufzubrechen, setzt arche noVa auf Aufklärung, Wissensvermittlung, Austausch und Kapazitätsaufbau.

In Uganda führt unsere lokale Partnerorganisation KWDT im Projektgebiet regelmäßig Workshops mit Dorfgemeinschaften durch, zum Beispiel in dem Ort Mbeya, wo Dank unseres Projektes erstmals offen über das Thema Menstruation gesprochen wurde. „Die Frauen berichteten, dass sie ihre Tage bislang immer als etwas rein Persönliches und Privates angesehen hatten und besonders darauf achteten, dass niemand davon etwas mitbekommt. Aber nach der Schulung wurde ihnen klar, dass sie ihre gewaschenen Mehrwegbinden nicht verstecken müssen und offen über ihre Bedürfnisse sprechen dürfen", berichtet Juliet Muthiani vom arche noVa-Regionalbüro Ostafrika.

In den Workshops gebe es immer wieder wichtige Aha-Momente für alle Beteiligten - so auch für die Männer. Diese zeigten - wie andernorts auch - in Mbeya zunächst wenig Interesse. Als jedoch klar wurde, dass die schlechte Infrastruktur und die ungelöste Entsorgungsfrage für alle im Dorf eine Gesundheitsgefahr darstellt, wurden auch die Männer aufmerksam. Allen wurde klar, dass benutzte Einwegbinden weder im See noch im Garten oder der Öffentlichkeit etwas zu suchen haben, wo sie auch in die Hände der spielenden Kinder geraten können. Diese Erkenntnis motivierte die Männer, das Thema ernst zu nehmen und die Einrichtung einer Grube für die Entsorgung zu unterstützen. Das Interesse war geweckt und weitere Herausforderungen wurden besprochen. Die Männer wollten wissen, welche Menstruationshygieneprodukte verwendet werden, woher sie kommen und was sie kosten. Ein reger Austausch über ganz praktische und medizinische Fragen rund um die Menstruation setzte ein. Einige Frauen berichteten von gesundheitlichen Problemen. Viele Männer erklärten sich daraufhin bereit, Frauen, die während ihrer Menstruation geschwächt sind, beim Kochen oder beim Wasserholen zu unterstützen und die Tabus rund um das Thema weiter zu hinterfragen.

„Wir sehen rot“ ist unser Motto zum Thema Menstruation. Denn arche noVa schaut genau hin, wenn Frauen und Mädchen während ihrer Periode schlecht versorgt sind und diskriminiert werden. Zugleich rufen wir alle Entscheidungsträgerinnen und -träger dazu auf, mehr zu tun. Die Welt braucht eine Investitionsinitiative im Bereich Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene, um für alle gemeinsam eine gute und nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen.   

Milena Hardt, Länderreferentin Mali & Uganda

Kenia: Toiletten und Wasser sind elementar

Bei der Menstruationshygiene sind der Zugang zu Sanitäreinrichtungen und zu sauberem Wasser für Frauen und Mädchen elementar. Nur so können sie ihre Menstruation in Würde regeln und sich gegen Krankheiten und Infektionen schützen. arche noVa baut in Projektgemeinden und an den Schulen, in denen es keine oder nur eine mangelnde Wasser- und Sanitärversorgung gibt, Latrinen, Waschgelegenheiten und Wassersysteme. Ein Beispiel dafür ist unser Projekt in Kibera, dem größten Slum in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. An der St. Juliet Schule hat arche noVa ein neues WASH-Gebäude errichtet. Es sichert die Wasserversorgung und bietet Privatsphäre dank Geschlechter getrennter Toiletten. Zudem wurde ein Verbrennungsofen extra für Menstruationsabfälle gebaut.

Syrien: Menstruation macht in der Katastrophe keine Pause

Frauen und Mädchen sind in Krisengebieten generell besonders gefährdet. Das Thema Menstruation verschärft ihre Lage noch zusätzlich, denn Hygieneartikel, Zugang zu Wasser und Toiletten sind dann besonders begrenzt oder gar nicht vorhanden. Vielen Mädchen und Frauen bleibt dann nichts anderes übrig, als ihre Blutung mit Stoffresten, schmutzigen Tüchern oder Blättern aufzufangen.

Sie riskieren damit schwere Infektionen. Hinzu kommt der Mangel an Privatsphäre und Infrastruktur in Notunterkünften, Zeltstädten oder unsicheren Zufluchtsorten. arche noVa bezieht deshalb die Menstruationshygiene in die Nothilfe ein. So enthalten zum Beispiel unsere Verteilungen im syrischen Erdbebengebiet regelmäßig auch Damenbinden.

arche noVa macht sich weltweit für das Thema Menstruation stark

Verteilung von Hygieneprodukten in der Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit
Toilettenbau an Schulen, Gesundheitseinrichtungen und in Gemeinden unter Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse von Frauen und Mädchen
Zugang zu Wasser für die persönliche Hygiene sowie zum Auswaschen von Kleidung und wiederverwendbarem Hygienematerial
Förderung eines positiven Umgangs mit dem Thema Menstruation, damit Frauen und Mädchen informierte Entscheidungen über ihr Leben und ihren Körper treffen können
Aufbrechen des Tabus, Überwindung der Diskriminierung von Menschen mit Menstruation durch Aufklärung, Austausch und Kapazitätsaufbau in Projektgemeinden

Unsere Vision ist eine Welt ohne Not, in der Menschen selbstbestimmt und in Würde leben können. Das Thema Menstruationshygiene gehört für arche noVa unbedingt dazu. Denn keine Gesellschaft kann es sich leisten, die Hälfte der Menschen klein zu halten. Projekte, die Mädchen und Frauen stärken, sind ein besonders wirkungsvoller Weg zu positiver Entwicklung für alle.

Für dieses Projekt spenden

29
für die Verteilung von 100 Päckchen mit je 10 Damenbinden als Nothilfe im syrischen Erdbebengebiet.
105
für die Verteilung von auswaschbaren Mehrwegbinden aus lokaler Produktion an eine Dorfgemeinschaft in Uganda
290
für die Übersetzung von illustriertem Aufklärungsmaterial zu Menstruationshygiene in eine lokale Sprache (z.B. Luganda)
870
für den Bau einer Toilettenkabine für Mädchen an einer Schule in Myanmar

Tag der Menstruationshygiene - Alle können etwas beisteuern

Am 28. Mai findet der Tag der Menstruationshygiene statt. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse von 1,9 Milliarden Menschen auf der Welt, die jeden Monat ihre Menstruation haben. Er soll aufrütteln und das Schweigen zum Thema brechen. Jede und jeder kann sich daran beteiligen und dazu beitragen,

dass Menschen offen über ihre Menstruation sprechen können
dass Tabus aufgebrochen und Vorurteile abgebaut werden
dass Hygienematerial im eigenen Umfeld zugänglich wird (zum Beispiel für Gäste Zuhause)
dass Periodenarmut abgebaut wird (zum Beispiel durch eine Sachspende von Hygienematerial an eine Schule oder Obdachlosenunterkunft)
dass im Arbeitsumfeld, in der Familie und im Freundeskreis ein respektvoller Umgang gelebt wird
dass weltweit Hilfsprojekte mit Fokus auf Menstruationshygiene umgesetzt werden.

arche noVa räumt dem Thema nicht zuletzt auch in der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) den der globalen Dimension der Herausforderung entsprechenden Raum ein, zum Beispiel im Projekttag Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe.

Quiz zum Thema Menstruationshygiene

Sie wissen schon alles zum Thema Menstruationshygiene? Sind Sie sicher? Mit unserem Quiz können sie das ganz überprüfen.

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