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Welttag der humanitären Hilfe: "Ich möchte denen helfen, die keine Stimme haben"

19.08.2022 - 05:00 - Syrien
Zum heutigen Welttag der humanitären Hilfe möchten wir Ihnen unseren Kollegen Wael Khedr vorstellen, der seit acht Jahren für arche noVa im Einsatz ist und unser Nothilfeprojekt in Nordsyrien leitet. Seine Motivation für diesen anspruchsvollen Job fasst er in die Worte: „Ich möchte den Menschen helfen, die keine Stimme haben.“

Vor acht Jahren, im Jahre 2014, lebte Wael mit seiner Familie in Gaziantep, einer Stadt im Südosten der Türkei. Hierher war er mit seiner Frau und den beiden kleinen Töchtern aus Aleppo geflohen, um Sicherheit vor dem Krieg zu finden. Humanitäre Hilfsorganisationen organisierten von Gaziantep aus Hilfe für Syrien, so auch arche noVa. Er hörte, dass wir einen Ingenieur mit Erfahrung in der Wasserversorgung suchen. Das könnte passen, dachte sich Wael, hatte er doch in Aleppo viele Jahre als Ingenieur bei der städtischen Wasserversorgung gearbeitet.

Eine Perspektive für die Zukunft zu entwickeln ist schwer möglich

Schon bald begann er im Auftrag von arche noVa mit einem kleinen Team im Norden Syriens zerstörte Wasserleitungen und Pumpen zu reparieren, aber auch Lebensmittel und Trinkwasser an die Menschen zu verteilen. Mittlerweile dauert der Krieg in Syrien elf Jahre. Erst vor einigen Wochen traf wieder eine Rakete ein Haus in unserem Projektgebiet, sieben Personen starben, fünf von ihnen waren Kinder. „Die ständige Unsicherheit macht es den Menschen unmöglich, eine Perspektive für die Zukunft zu entwickeln. Sie wissen nicht, ob sie gleich wieder flüchten müssen. Infrastruktur und Wirtschaft können sich nicht entwickeln,“ sagt Wael.

Die Krise ist hier ein Dauerzustand. „Deswegen setzen wir nicht mehr nur auf Lebensmittelverteilungen, sondern wollen die Menschen vor Ort befähigen, sich selbst zu versorgen. Erst kürzlich starteten wir ein Pilotprojekt, bei dem Frauen in traditionellen Öfen, den Tandors, backen. Täglich verteilen wir hunderte dieser frischen Brote in der Nachbarschaft.“

Wael Khedr, Nothilfe-Koordinator Nordsyrien

Dort, wo wir Hilfe leisten, sind mehr als die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner Binnenvertriebene. Manche leben seit zehn Jahren in provisorischen Unterkünften - in Zelten, Rohbauten, die wegen des Krieges nicht mehr fertig wurden, oder Ruinen. Es passiert nicht selten, dass die Zelte in der kalten Jahreszeit mit Wasser geflutet werden, im Sommer müssen die Menschen Temperaturen bis zu 45 Grad aushalten.

Die Krise ist hier ein Dauerzustand. „Dem trägt arche noVa Rechnung, indem wir nicht mehr nur auf Lebensmittelverteilungen setzen, sondern die Menschen vor Ort befähigen, sich selbst zu versorgen. Erst kürzlich starteten wir ein Pilotprojekt, bei dem Frauen in traditionellen Öfen, den Tandors, backen. Tandors sind runde Öfen aus Stein, bei denen die Fladenbrote an die Innenwände gedrückt werden und ein Feuer in der Mitte für Hitze sorgt. Täglich verteilen wir hunderte dieser frischen Brote in der Nachbarschaft.“

Sehr gern würde Wael die ersten Brote der Bäckerinnen einmal probieren und auch sonst vor Ort das Projekt vorantreiben und die Menschen ermutigen. Aber aus Sicherheitsgründen kann er nicht mehr in sein Heimatland und koordiniert von unserem Hauptbüro in Dresden aus das 25-köpfige Team in Nordsyrien. Nichts mehr wünscht er sich als Frieden für seine Landsleute – dass sie in ihre Heimatstädte und -dörfer zurückkehren und einen Wiederaufbau wagen können.

Der Tag der humanitären Hilfe

2009 haben die Vereinten Nationen den Welttag der humanitären Hilfe ausgerufen. Das Datum wurde im Gedenken an den Anschlag am 19.08.2003 in Bagdad festgelegt, bei dem im UN-Hauptquartier 22 Menschen ums Leben kamen.
Seit 2009 wird das Engagement aller humanitären Helferinnen und Helfer weltweit mit dem Aktionstag gewürdigt. Zugleich gilt der Tag allen, die auf Nothilfe und Schutz angewiesen sind.

  • So groß ist der Hilfsbedarf: Gegenwärtig gibt es so viele Konflikte und Krisen wie lange nicht mehr. Hinzukommen akute Notlagen in Folge des Klimawandels. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind Mitte 2022 rund 306 Millionen Menschen weltweit auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das ist ein erneuter Anstieg. 2021 waren es noch 235 Millionen.
  • Das tut arche noVa: Seit der Vereinsgründung vor 30 Jahren leistet arche noVa humanitäre Hilfe. Aktuell sind wir mit Nothilfe in der Ukraine, in Syrien und in Somalia präsent. Zugleich tragen unsere längerfristigen Projekte dazu bei, die Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften zu stärken und die Katastrophenvorsorge zu verbessern.
  • Ihr Beitrag ist wichtig: Eine Katastrophe wartet nicht, bis Spendengelder fließen. Mit der Unterstützung für unseren Nothilfefonds, mit einer Fördermitgliedschaft oder zweckungebundenen Zuwendungen erhält arche noVa die Mittel, um flexibel und schnell in den humanitären Einsatz gehen zu können.

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