In den besonders von Armut betroffenen Fischergemeinden entlang des Victoriasees bleibt Frauen und Mädchen oft nichts anderes übrig, als ihre Blutung mit kleinen Plastiktüten voller Erde und Stoffresten zu kontrollieren und sich während ihrer Menstruation beschämt aus der Gemeinschaft zurückzuziehen. So werden die Tage der Monatsblutung zu einer gezwungenen Auszeit, die den Schulbesuch unterbricht und die Erwerbstätigkeit behindert.
Kein Zugang zu Hygieneartikeln
„Viele Frauen und Mädchen können sich Damenbinden einfach nicht leisten“, erzählt Betty Nakato. Sie lebt auf der Insel und ist eine von zwölf Frauen, die in unserem Projekt mit der lokalen Partnerorganisation KWDT (Katosi Women Development Trust) ausgebildet wurden, um wiederverwendbare, lokal hergestellte Binden zu einem erschwinglichen Preis zu verkaufen und innerhalb der Gemeinschaft über die Periode aufzuklären.
Bevor Betty Nakato und ihre Mitstreiterinnen aktiv wurden, hatten die meisten Frauen im Dorf keine Chance, sich mit sicheren Menstruationsprodukten zu versorgen. Außerdem sei die Periode in der Gemeinschaft ein großes Tabuthema gewesen, so die 36-Jährige: „Wenn selbst Mütter sich scheuen, mit ihren Töchtern über die Menstruation zu sprechen, wachsen junge Mädchen mit einem Gefühl der Scham und ohne Wissen über ihren Körper auf.“
In ihrer Arbeit sieht die alleinerziehende Mutter deshalb nicht nur eine Einkommensmöglichkeit, sondern auch die Chance, das Stigma um die Periode in ihrer Gemeinde zu beenden – nicht zuletzt für die Zukunft ihrer drei Töchter.
Eine Frau aus dem Dorf Buleebi hat mir vorgerechnet, dass sie für sich und ihre vier Töchter im Jahr jeweils rund 42.000 Uganda-Schillinge für einfache Einwegbinden ausgeben müsste. Das sind rund 10 Euro pro Person, also insgesamt 50 Euro für die Familie und damit mehr, als sie jährlich für die Grundstücksmiete zahlt. Wie soll das gehen? Es ist für mich unerträglich, dass Frauen aus finanziellen Gründen ihre Gesundheit gefährden müssen. Deshalb liegen uns die Aktivitäten zur Menstruationshygiene so am Herzen.
Zugang zu Wasser und Sanitäranlagen ein Muss
Betty Nakato, der Hygienepromotorin auf der Insel Sowe, bereitet mit Blick auf das Leben von Mädchen und Frauen ein weiterer Missstand besonders große Sorge: „In Uganda fehlt es an Sanitäranlagen – in Schulen, an Arbeitsplätzen und im öffentlichen Raum“. Die Folge sei, dass Mädchen und Frauen viele Bildungs- und Karrierechancen erst gar nicht ergreifen können, weil sie keine Möglichkeit haben, sich an den Orten, wo sie lernen und arbeiten wollen, geschützt zu versorgen.
Mit dem Bau geschlechtergerechter Toiletten in den Gemeinden am Victoriasee stellt sich arche noVa dieser Ungerechtigkeit seit vielen Jahren entgegen.
Wissen verbreiten, Fragen klären
Unwissenheit und Unsicherheit über das Thema Menstruationshygiene sind ein weltweites Phänomen – so auch in Myanmar. In unseren Projektgebieten sind deshalb Aufklärungsveranstaltungen ein fester Bestandteil unseres Länderprogramms. An einem der Workshops hat auch Ma Theingi Win teilgenommen. Die 17-jährige Schülerin fühlt sich seitdem erleichtert. „Ich wusste nicht, wie ich die Binden benutzen soll und wie ich sie danach korrekt entsorge“, berichtet sie. Damit ist sie längst nicht die Einzige. Auch erwachsene Frauen sind bei dem Thema häufig unsicher.
"Wir hatten immer wieder Probleme mit schlechten Gerüchen in den Latrinen“, sagt die 43-jährige Daw Eh May aus Bamboo, einer der informellen Siedlung für Binnenvertriebene im Lashio Township, wo arche noVa im Bereich Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene arbeitet. Die offenen Fragen der Mädchen und Frauen rund um das Thema Menstruation wurden in den Hygiene-Session unseres Projekts besprochen.
„Jetzt wickele ich die Binden in Plastik und entsorge sie in Abfalleimern“, so Ma Theingi Win. Die Schülerin hat im Zuge des Projektes viel über Hygiene und Frauengesundheit erfahren. „Ich fühle mich so erleichtert, dass wir so offen sprechen konnten. Seit der Schulung kann ich auch mit meiner Mutter viel offenere Gespräche zu dem Thema führen.“
Unser Länderprogramm in Myanmar wird mit der Unterstützung von lokalen Partnerorganisationen umgesetzt. Zum Thema Menstruation gibt es beispielsweise Aufklärungsveranstaltungen in Gemeinden und es werden Hygienepromotorinnen ausgebildet.
arche noVa macht sich weltweit für das Thema Menstruation stark
Unsere Vision ist eine Welt ohne Not, in der Menschen selbstbestimmt und in Würde leben können. Das Thema Menstruationshygiene gehört für arche noVa unbedingt dazu. Denn keine Gesellschaft kann es sich leisten, die Hälfte der Menschen klein zu halten. Projekte, die Mädchen und Frauen stärken, sind ein besonders wirkungsvoller Weg zu positiver Entwicklung für alle.;
Tag der Menstruationshygiene
Am 28. Mai findet rund um den Globus der Tag der Menstruationshygiene statt. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse von 1,9 Milliarden Menschen auf der Welt, die jeden Monat ihre Menstruation haben. Er soll aufrütteln und das Schweigen zum Thema brechen. Jede und jeder kann sich daran beteiligen und dazu beitragen,
arche noVa räumt dem Thema nicht zuletzt auch in der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) den der globalen Dimension der Herausforderung entsprechenden Raum ein, zum Beispiel im Projekttag Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe.