Akuter Wassermangel in weiten Teilen Somalias
Vor wenigen Tagen haben die Vereinten Nationen mit Blick auf Somalia Alarm geschlagen. UN Ocha warnt vor Wasserknappheit in weiten Teilen des Landes. Ursache sind die niedrigen Niederschlagsmengen Ende 2020, während der „Deyr“ genannten zweiten Regenzeit. An den beiden einzigen großen Flüsse, Jubba und Shabelle, sind die Pegelstände derzeit besorgniserregend niedrig. Besonders dramatisch: Auch für die größere Regenzeit „Gu“ sind die Prognosen schlecht. Die Experten rechnen mit unterdurchschnittlichen Wassermengen ab April.
Sanddämme in Garbaharey sichern den kostbaren Regen
Zu den Projektstandorten von arche noVa in Somalia zählt die ländliche Großgemeinde Garbaharey mit ihren zahlreichen Dörfern im Umfeld. Hier haben wir gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation ASEP (Action for Social and Economic Progress) zwei Sanddämme gebaut. Sie fangen in Flussbetten, die nach den kurzen Regenzeiten sofort wieder austrocknen, den kostbaren Niederschlag auf und speichern das Wasser. Doch auch an diesen Sanddämmen ist es derzeit trocken. Für eine Übergangsphase sind die Menschen erneut auf das lokale Bohrloch und Wasserlieferungen per Tanklaster angewiesen. „Die Dämme sind noch nicht ganz reif, und können noch nicht ganz das angestrebte Volumen speichern. Allerdings hat der erste Sanddamm bereits Wasser für sechs Monate bereitgehalten. Das ist ein riesiger Gewinn“, erläutert Agnes Chepkorir vom arche noVa Regionalbüro Ostafrika. Im Laufe der nächsten zwei bis drei Regenzeiten wird sich noch mehr Sand vor den Dammmauern abgelagert haben, dass die Wassermenge und die Speicherdauer noch deutlich wachsen werden.
Die ersten Monate mit den Dämmen stimmen die Menschen vor Ort aber bereits optimistisch: „Früher gab es kein Wasser, jetzt gibt es welches. Der Sanddamm ist eine große Erleichterung und er gibt uns eine Menge neuer Möglichkeiten. Einige Bewohner konnten sogar als Kleinbauern mit der Landwirtschaft beginnen“, berichtet Ahmed Mahmad Egal aus Garbaharey. Es konnte sogar gefischt und geschwommen werden.
Lokale Lösung mit Nachbarschaftshilfe
„Es hat mich sehr berührt, wie groß der Wunsch und die Bereitschaft unsere Mitarbeiter war, trotz schwieriger Sicherheitslage nach Somalia zu reisen, um die Menschen in Garbaharey dabei zu unterstützen, diese Dämme zu bauen“, sagt Cornelius Kyalo von unserer kenianischen Partnerorganisation ASDF. Die Kooperation und den Wissenstransfer hatte unser Regionalbüro möglich gemacht. Im Zuge des arche noVa-Projektes konnte somit der erste Sanddamm in der Gedo Region gebaut werden, die sich wegen der klimatischen und geologischen Bedingungen für diese Art Wasserprojekte sehr gut eignet. Das weite Trockengebiet ist vielen nur temporär Wasser führenden Flüssen durchzogen. Alle Projektbeteiligten wünschen sich, dass weitere Dämme gebaut werden. Insbesondere das Team von ASEP möchte das neu erlangte Wissen über die lokale Technologie erneut einsetzen.
Mehr über die Sanddämme in Somalia lesen Sie auch in unserem Magazin arche aktuell Frühling 2021.
Together with arche noVa, we do water projects in the whole region. The two sand dams in Garbaharey help people who previously had to travel very long distances to get water. In Belet Xawa Tonwn we built a shallow well and in Qansax Omanne a high tank that now supplies 350 people. We also train water committees and build water and sanitation systems at schools.
Die Wasserprojekte von arche noVa in Somalia
- Regionen: Gedo, Lower Jubba , Galgaduud, Middle Shebelle
- Zielgruppe: 36.700 Menschen
- Partnerorganisationen: Polish Humanitarian Action (PAH); Action for Social and Economic Progress (ASEP)
- Bauaktivitäten: Sanddämme, kommunale Regenwasserspeicher, Schachtbrunnen inkl. Pumpe, Bohrloch, Wassertanks und -leitungen unter anderem an Schulen, Wasserkioske zur Wasserverteilung in Siedlungen für Binnenvertriebene, Viehtränken, Bewässerungskanäle
- Serviceaktivitäten: Wasserlieferung per Tanklaster als akute Nothilfe, Hydrologische Untersuchungen, Chlorierung von Wasser, Wasserqualitätstests
- Capacity-Building: Wissenstransfer an und zwischen lokalen Partnerorganisationen; Gründung, Schulung und Begleitung von Wasserkomitees; Cash for Work; Trainings in handwerklichen Fähigkeiten
Hodha Omar Bare, ASEP, zum arche noVa-Wasserprojekt in Somalia
Der Weg zu mehr Resilienz in Zeiten der Klimakrise
Die Projektgebiete von arche noVa in Somailia sind von großer Wasserknappheit gekennzeichnet. Weite Trockengebiete mit geringer Vegetation und ausgetrocknete Flussläufe prägen die Landschaft. Zugleich nimmt die Bevölkerung in den eng besiedelten Orten weiter zu. Nach Jahrzehnten von Bürgerkrieg und anhaltenden Sicherheitskrisen ist die Infrastruktur völlig unzureichend. Die Menschen sind auf die Gefahren und zu erwartenden Krisen aufgrund der Erderwärmung nicht vorbereitet. Wasserknappheit und extreme Wetterphänomene treffen auf Regionen, die ohnehin von Hunger und Armut bedroht sind. In Somalia besteht ein enger Zusammenhang zwischen hochgradig nahrungsmittelunsicheren Gebieten und denjenigen, die von Bodendegradation betroffen sind. Ziel unserer Projektaktivitäten ist es, die Widerstandsfähigkeit der lokalen Bevölkerung zu fördern, die Versorgungslage zu verbessern und Einkommensmöglichkeiten zu eröffnen.