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Sand, Bakterien und Tontöpfe sorgen 310 Mal für sicheres Trinkwasser

17.07.2018 - 09:01 - Pakistan
„Trinkwasser Marsch“, heißt es in Deutschland sobald man am Wasserhahn dreht. Kein sauberes Trinkwasser zu haben, ist für uns unvorstellbar. In der pakistanischen Provinz Sindh ist das dagegen für viele Menschen Alltag. Deshalb ist arche noVa hier mit dem Bau von Wassersystemen seit sieben Jahren im Einsatz. Jetzt haben wir in den Distrikten Mirpur Khas und Roshanabad zusätzliche Aktivitäten zur Verbesserung der Wasserversorgung gestartet: 310 Familien erhalten in diesen Wochen sogenannte Nadi-Filter.

Die Biosandfilter in traditionellen Tonkrügen reinigen verunreinigtes Wasser ohne Zusatz chemischer Klärstoffe. Sie kommen da zum Einsatz, wo es Oberflächenwasser gibt, das chemisch den Trinkwassernormen entspricht jedoch mechanisch und biologisch stark verschmutzt ist. Dies ist in den ausgewählten Dörfern der Fall, sie liegen an bestehenden Bewässerungskanälen. Das Wasser enthält Schwebstoffen, Schlamm, Feinsand, weiteren festen Inhaltsstoffen sowie einigen Sorten von Bakterien oder Keimen, die mit den Biosandfiltern herausgefiltert werden können. Dazu müssen sie jedoch richtig genutzt werden.

In Workshops werden die Filter gebaut

Deshalb verteilen wir nicht einfach fertige Filter, sondern laden die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner zu Workshops ein, bei denen sie die Funktionsweise der Filter kennenlernen und Demonstrationsfilter gebaut werden. Anschließend erhalten die Familien die notwendigen Tontöpfe und Materialien und bauen ihre eigenen Filter mit Beratung und Betreuung des arche noVa-Teams. Diese sind für den alltäglichen Gebrauch einsetzbar, sobald sich der gewünschte Biofilm auf der obersten Schicht gebildet hat.

Schicht für Schicht wird das Wasser klarer

Die Nadi Filter wurden in Pakistan entwickelt und sind simpel und wirksam zugleich. Sie bestehen aus lokalen Materialien und funktionieren ganz ohne Energiezufuhr. Auf dem eigentlichen Filter befindet sich ein erster Tontopf, der mit dem Ausgangswasser gefüllt wird. Von dort wird es automatisch dem Filter zugeführt. Als erstes trifft es dabei auf eine vier Zentimeter dicke Sandschicht, auf der sich eine sogenannte „Schmutzdecke“ bildet. In diesem Biofilm zersetzen gewünschte, anaerobe Bakterienkulturen organische Partikel im Wasser, die Teil der für den Menschen gefährlichen Verunreinigung sind. Diese erste Sandschicht muss für den Biofilm stets feucht sein. Sie speichert einen Teil des Wassers und sorgt für eine erste mechanische Reinigung. Es folgen weitere, verschiedene Gesteins-, Kiesel- und Sandschichten. Das Wasser verliert dabei Schritt für Schritt die Trübung. Je klarer das Wasser, umso besser. Gefährliche Keime haften meist an Schwebteilen und treten nur selten frei im Wasser auf. Das klare Wasser wird zum Schluss in ein einem zweiten Topf aufgefangen.

Der Gebrauch und die Wartung sind ein Kinderspiel

Die Familien in den Projektdörfern nehmen diese einfach Arte der Wasseraufbereitung gerne an, weil sie damit Durchfallerkrankungen und anderen Krankheiten vorbeugen können. Sie achten penibel auf den richtigen Betrieb und merken, wenn der Durchsatz abnimmt oder aber das Wasser Geruch und Geschmack ändert. Dann ist der Filter erschöpft und die obersten 15 Zentimeter der Schichten müssen ausgetauscht werden. Bei stärkerer Verunreinigung des gesamten Filterkörpers ist ein vollständiger Austausch angesagt. Da die stolzen Besitzer ihren Filter selbst gebaut haben und alle Materialien vor Ort verfügbar sind, ist das für sie ein Kinderspiel. Somit ist das System effizient und sehr nachhaltig.

Sicheres Wasser wird in Sindh dringend gebraucht

Zentrale Wasserversorgungssysteme gibt es in unserer Projektregion im Sindh nicht. Die Region ist semiarid und damit gibt es kaum natürliche Oberflächengewässer. Somit verbleiben als mögliche Trinkwasserquellen lediglich Grundwasser oder Wasser aus den nur Bewässerungskanälen. In einigen Dörfern gibt es keine wirtschaftliche Möglichkeit an trinkbares Grundwasser zu gelangen – es ist teilweise versalzen, durch Industrie und Landwirtschaft verschmutzt oder aber technisch vertretbar nicht zu erreichen. Hier ist das stark verschmutzte Wasser aus den Bewässerungskanälen die einzige Möglichkeit, um an das kostbare Nass zu gelangen. Die Bewohner dieser Dörfer halfen sich bisher mit dem einfachen Filtern durch Tücher, sehr viele litten jedoch an Durchfall und anderen wasserbedingten Erkrankungen. Hier stellt der Nadi-Filter eine enorme Verbesserung der Trinkwassersituation dar.

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Eine Familie im Sindh kann für den eigenen Gebrauch einen Nadi-Filter bauen.

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