Weil so viele Menschen im Kutupalong-Camp Zuflucht gefunden haben, ist die Infrastruktur stark überlastet. Die durch den starken Feuerholzverbrauch abgeholzten Hügel, auf denen das Camp errichtet ist, können leicht abrutschen. Die Erde hat keinen Halt mehr und es können in Monsunzeiten Schlammlawinen entstehen. Das viele Feuerholz wird benötigt, um die ineffizienten Öfen zu befeuern, denn das verteilte Kerosin reicht bei weitem nicht aus.
Vor allem Frauen und Kinder müssen bis zu acht Kilometer laufen, um Brennmaterialen zu sammeln. Dabei setzen sie sich vielen Gefahren aus, wie zum Beispiel sexueller Gewalt oder Tierangriffen. Zudem produzieren die Öfen gesundheitsschädlichen Rauch, welcher sich über das ganze Camp verteilt. Die Trinkwassersituation ist äußerst angespannt, der Grundwasserspiegel stark gesunken, Flachbrunnen bereits größtenteils ausgetrocknet und stark verschmutzt. Um die Situation zu verbessern wurden bereits Tiefbrunnen angelegt, welche sauberes Wasser liefern. Da die neuen Tiefbrunnen über 200 Meter tief gebohrt werden müssen, installieren wir zur Förderung auch solarbetriebene Pumpen.
Um die Hänge zu stabilisieren sollen schnell wachsende, tief wurzelnde Pflanzen angebaut werden. Die ausgewählte, preisgünstige Grasart hält die Erde mit ihren langen Wurzeln sogar bei Monsunen fest. 250.000 Pflanzen sollen in drei Campbereichen angebaut werden, in denen rund 16.000 Familien leben. Außerdem werden zur Verbesserung der Ernährungssituation Moringa-Bäume in Baumschulen herangezogen, die später zusammen mit Obstbaumsetzlingen gemeinsam mit den Bewohnern des Camps ausgepflanzt werden. Alle Beteiligten erhalten eine Schulung bezüglich Wert, Anbau, Pflege, Verarbeitung und Verwendung von Moringa. Zusätzlich verteilen wir weitere Samenpakete an Familien. Damit können sie Tomaten, Wintergemüse, Spinat und Auberginen anbauen und ihre Ernährungssituation aufwerten.
Um das wenige vorhandene Brennholz effizienter zu nutzen bauen lokal ausgebildete Maurer mit lokal verfügbaren Materialien Bondhu-Chula-Öfen. Sie bereiten in einem Bruchteil der Zeit und des sonst eingesetzten Brennmaterials das Essen zu und sind zudem bedeutend sicherer. Als Brennmaterial kann nicht nur Holz, sondern auch getrockneter Dung und dünne Äste verwendet werden. So können Luft und CO2-Ausstoß deutlich verbessert werden.