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Menstruieren in der Krise: Wir kämpfen für eine würdevolle Periode

23.05.2025 - 09:31 - Syrien
Keine Privatsphäre, kein sauberes Wasser und kein einziges Periodenprodukt: Das ist die Realität von Millionen Frauen und Mädchen. In Kriegsgebieten und nach Naturkatastrophen werden ihre Bedürfnisse viel zu oft nicht mitgedacht. arche nova macht sich für sie stark.

Wenn man an Nothilfe für Menschen in Krisengebieten denkt, kommen einem viele Dinge in den Sinn: Wasserversorgung, Notunterkünfte, Nahrung, Seife, Kleidung. An eine Sache denken aber die wenigsten: die Menstruation.

Wer schon einmal unerwartet seine Periode bekommen hat, weiß genau, wie unangenehm es ist, dann keine Binden oder Tampons zur Hand zu haben. Was aber, wenn einem dann niemand aushelfen kann, weil es schlichtweg keine Periodenprodukte gibt?

Der Mangel an Menstruationsartikeln zwingt zu gefährlicher Improvisation

Amel Ahmed Al Sajer lebt in einem Camp für Geflüchtete in Nordostsyrien. Die Flucht und das Leben im Camp haben sich auf ihren Zyklus ausgewirkt. Genügend Periodenprodukte hat sie nicht.

Früher dauerte meine Periode drei Tage und endete am vierten Tag, aber seitdem ich aus meiner Heimat vertrieben wurde, dauert sie sieben, manchmal sogar bis zu zehn Tage.

Amel Ahmed Al Sajer

Die Vertreibung habe sie völlig aus der Bahn geworfen, auch in Bezug auf das körperliche Wohlergehen. „Die Binden, die ich zur Verfügung habe, reichen nicht. Deshalb muss ich Baumwoll-Stücke oder die Windeln meiner Tochter verwenden“, sagt sie.

Wie Amel geht es den meisten Mädchen und Frauen im Camp – unter ihnen auch Batoul Ali Mohammed:

Due to psychological stress, my period is often late or irregular. Sometimes I experience pain and cramps during my period. I often wear sanitary pads for longer than eight hours. [...] When I need to change them because I feel uncomfortable, I use something else – sometimes tissues or pieces of cotton.

Batoul Ali Mohammed

Die Verwendung ungeeigneter oder unhygienischer Materialien stellt für Frauen wie Amel und Batoul ein großes Gesundheitsrisiko dar. Häufig führt sie zu Infektionen im Intimbereich, manchmal sogar zum Tod.

Periodenprodukte für mehr als 14.000 Frauen und Mädchen weltweit

Mit der Verteilung von Periodenprodukten hat arche noVa 2024 mehr als 14.000 Frauen und Mädchen eine sichere und würdevolle Periode ermöglicht. In den Dignity Kits, die wir Frauen und Mädchen zur Verfügung stellen, sind folgende Dinge enthalten:

Binden oder, sofern Waschmöglichkeiten vorhanden, auch wiederverwendbare Baumwolltücher
Unterwäsche
Ein Kamm
Ein Handspiegel, damit Frauen ohne Zugang zu einem Waschraum mit Spiegel prüfen können, ob sich ein Blutfleck auf ihrer Kleidung befindet
Eine Trillerpfeife, mit der sie in Gefahrensituationen auf sich aufmerksam machen können

Aber: Für eine sichere, würdevolle Menstruationshygiene braucht es mehr als das!

Toiletten als Safe Space während der Menstruation

Besonders während der Periode ist die Toilette ein wichtiger Rückzugsort, um für einen Moment Privatsphäre zu erleben. In Kriegs- und Katastrophengebieten fehlt ein solcher Ort meistens, oft gibt es nur Gemeinschaftstoiletten, die überfüllt, unhygienisch, nicht abschließbar sind und nicht über separate Waschmöglichkeiten verfügen. Diese fehlende Intimsphäre ist nicht nur ein körperlicher, sondern auch ein emotionaler Stressfaktor.

Die meisten Frauen nutzen Gemeinschaftsbäder und öffentliche Toiletten, wo es keine privaten Bereiche für sie gibt. Der Mangel an Reinigungsmitteln zählt hier zu den größten Herausforderungen.

Lutfia Fakhri, Mitarbeitende von arche nova in Nordostsyrien

Wissensvermittlung und Empowerment sind auch in der Krise unverzichtbar

Die Menstruation ist in vielen Regionen noch immer ein absolutes Tabuthema – und einen Blutfleck auf der Kleidung zu haben, kann zu Beschimpfungen und Ausgrenzung führen. Dieses Schweigen wird besonders in Krisensituationen zur zusätzlichen Belastung. Keine Periodenprodukte, keine geschützte Waschmöglichkeit und keinen Rückzugsort zu haben – das allein ist bereits eine traumatisierende Erfahrung. Darüber mit niemandem sprechen zu können, verschlimmert vor allem die psychische Verfassung der Betroffenen zusätzlich. 

Mit Sensibilisierungsschulungen rund um die Periode und Menstruationshygiene vermitteln wir nicht nur Wissen, sondern gehen auch aktiv gegen die Stigmatisierung und Ausgrenzung Menstruierender vor. Das Einbeziehen von Männern und Jungen ist uns dabei besonders wichtig – denn die Periode geht alle an!

Für dieses Projekt spenden

28
ermöglichen ein Aufklärungstraining zur Menstruationshygiene in der Nothilfe.
80
kosten Dignity Kits für 12 Frauen und Mädchen in Syrien.
150
sind ein wichtiger Beitrag zum Bau von Toiletten in humanitären Krisen.

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