„Der Entwurf bleibt leider weit hinter dem zurück, was in Facharbeitsgemeinschaften mit zivilgesellschaftlichen Vertretern ausgehandelt wurde“, sagt Ronny Keydel von der Fachstelle Globales Lernen bei arche noVa. Vor allem für allgemeinbildende Schulen sei der Plan sehr unspezifisch. Insgesamt benötige das Thema mehr Raum. „Denn Denken über den Tellerrand und Fachgrenzen hinweg ist in einer immer komplexer werdenden Welt wichtig. Nebenbei ist diese Form des Lernens das beste Training für Sozialkompetenzen“, betont Ronny Keydel von arche noVa.
Bildung für nachhaltige Entwicklung thematisiert die großen Zusammenhänge, wie zum Beispiel Klimawandel, Weltwirtschaft und Menschenrechte. „Da gibt es enorme Bildungslücken. Noch immer glaubt ein Großteil der Sachsen, alle Flüchtlinge weltweit kämen nach Deutschland. Dabei leben hier nur 1,4 Prozent aller Menschen, die weltweit auf der Flucht sind“, erläutert der Bildungsexperte von arche noVa. Gleichzeitig habe unser Lebensstil hierzulande direkte Folgen anderswo auf der Welt. „Jeder Jugendliche sollte vor dem Einkauf der nächsten Jeans wissen, dass die Löhne derjenigen, die in Südostasien die Hosen nähen, nicht existenzsichernd sind, obwohl die Textilarbeiterinnen und -arbeiter bis zu 14-Stunden an 6 Tagen in der Woche arbeiten“, so Ronny Keydel.
Beim Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung geht es nicht nur um Wissen, sondern auch um Verantwortungsübernahme und Kompetenzentwicklung für das eigene Handeln. „Unser Ziel ist es, dass die Jugendlichen aus Sachsen eigenständig zukunftsfähige und nachhaltige Ideen und Visionen für die Welt von morgen entwickeln können“, so Ronny Keydel. Dafür sei mehr als Fachexpertise wichtig. „Die Schüler und Schülerinnen müssen lernen, wie man mit Nichtwissen, Heterogenität und Unsicherheiten umgehen kann.“
Seit 15 Jahren engagiert sich arche noVa in der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung mit dem Schwerpunkt auf Sachsen. Bisher erreichte die Organisation in über 2.000 Veranstaltungen rund 32.000 Teilnehmende.
Das Bildungskonzept BNE leistet einen wesentlichen Beitrag zur Agenda 2030, die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde und 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung –Sustainable Development Goals (SDGs) – umfasst. Die Bundesregierung hat 2017 den „Nationalen Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung“ veröffentlicht, der von allen Bundesländern in eigenen Landesstrategien umgesetzt werden soll.
Die Strategie des Freistaates zum BNE kann online noch bis zum 23.09.2018 unter www.LSNQ.de/bne kommentiert werden. „Wir werden die Chance wahrnehmen und laden alle Bildungsinteressierten in Sachsen auch dazu ein“, so Ronny Keydel von arche noVa. „Unsere Hoffnung ist, dass die Endversion der Strategie eine mutige Handschrift trägt.“
arche noVa Mitarbeitende und andere zivilgesellschaftliche Akteure, waren beim Entstehungsprozess in mehreren Facharbeitsgruppen beratend beteiligt.
Einige der Kritikpunkte von arche noVa am aktuellen Entwurf: Vieles bleibt vage oder reine Absicht, z.B. ein Förderprogramm BNE, die Einbindung freier Schulen für die Lehrerfortbildung in diesem Bereich oder ein Sonderpreis BNE im Rahmen der Sächsischen Schulpreisvergabe. Zudem seien einige konkrete Aufgaben für die sächische Bildungsverwaltung kaum enthalten oder nach 2020 verschoben worden.
Interview:
Gerne vermitteln wir Ihnen Interviewpartner zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung. Bitte wenden Sie sich an die Pressestelle.
Pressekontakt:
Meike John
Redakteurin Öffentlichkeitsarbeit & Fundraising, arche noVa – Initiative für Menschen in Not e.V.
Tel: 0351 | 481984 12
E-Mail: meike.john [at] arche-nova.org