Den Menschen in der Ukraine steht der zweite Winter im Krieg bevor. Der Herbst war ungewöhnlich warm, aber nun sinken die Temperaturen kontinuierlich, zu rechnen ist mit minus 20° Celsius und weniger. Für Menschen, deren Zuhause durch Raketen und Artilleriegeschosse beschädigt oder gar zerstört wurde, wächst die Angst vor der Kälte.
Der Oblast Charkiw war als eine der ersten von der Invasion betroffen. Vor allem ältere Menschen sind zurückgeblieben. Sie leben in beschädigten Häusern, weil sie weder Geld noch Kraft haben, die nötigen Reparaturen durchzuführen. Und auch einige Menschen, die zu Kriegsbeginn geflüchtet sind, wollen nach Hause zurückkehren und benötigen Unterstützung beim Wiederaufbau ihres Zuhauses.
Wir möchten, dass unsere Hilfe bei denjenigen ankommt, die besonders dringend Unterstützung brauchen. Deshalb arbeiten wir in der Wiederaufbauhilfe eng mit lokalen Partnerorganisationen zusammen.
Eine Nachbarschaftsinitiative wird zum Rückgrat des Dorfs
„Der Krieg hat viel Leid und Zerstörung bei uns in Staryj Saltiw gebracht“, sagt Zoia Khabarova. Sie leitet die Organisation Good Actions, die nach Kriegsbeginn aus einer Nachbarschaftsinitiative entstanden ist und den Menschen im Ort unter anderem beim Wiederaufbau ihrer beschädigten Gebäude hilft.
Good Actions gehört zu den lokalen Organisationen, mit denen arche noVa in der Ukraine zusammenarbeitet. Im Frühjahr 2023 trafen wir Zoia zum ersten Mal im Rahmen einer Bedarfsanalyse, wenig später erhielten die Menschen in Staryj Saltiw erste Unterstützung.
Dafür, dass der Wiederaufbau im Ort vorangeht, ist Zoia arche noVa sehr dankbar: „Diese Menschen sind so engagiert, freundlich und fürsorglich. Möge Gott uns mehr solcher Menschen wie sie schenken!“
Eine der Frauen aus Staryj Saltiw, die die Bombardierung hart getroffen hat, ist Lidiia Bohdan. Ihr Haus gehört zu den Gebäuden, die bei der Invasion auf die Ukraine im Frühjahr 2022 zerstört wurden.
Bei einem Besuch ihres Zuhauses im September erzählt Lidiia: „Wir hatten kurz vor dem Krieg eine Renovierung abgeschlossen – alles war nagelneu, so gemütlich, und in nur einem Moment verwandelte sich alles in einen Trümmerhaufen“.
„Ich möchte, dass der Krieg endet und alle nach Hause zurückkehren können“
Während des Beschusses versteckten sich Lidiia und ihre Familie im Keller des Hauses. Als eines Tages zwei Raketen direkt nebenan explodierten, war von einem Moment auf den anderen alles zerstört – das Haus, die Garage und die Scheune. Danach wurde die Familie auseinandergerissen: Tochter und Enkelsohn flüchteten nach Deutschland, sie selbst wohnte für einige Zeit bei ihrem Sohn in Charkiw.
Staryj Saltiw ist die Heimat der 63-Jährigen Lidiia, 35 Jahre lang arbeitete sie hier als Sekretärin in der örtlichen Schule. Deshalb stand für sie außer Frage, dass sie so bald wie möglich zurückkehren möchte. Als sie ihr zerstörtes Haus das erste Mal wiedersah, war der Anblick für sie sehr schmerzhaft. Mittlerweile hat Lidiia wieder Hoffnung geschöpft, denn die Arbeiten im und am Haus gehen voran.
„Ich kann kaum beschreiben, wie dankbar ich arche noVa bin! Innerhalb von nur drei Tagen haben sie das Dach meines Hauses komplett eingedeckt, neue Türen eingebaut und die Fenster ausgetauscht. Wir haben keine Angst mehr vor der Kälte, wir können auch im Winter hier leben.“
Als das Dach fertig wurde, hat Lidiia Bohdan zum ersten Mal seit Monaten wieder gelächelt. Die Reparaturen haben ihr Haus wieder bewohnbar gemacht. Somit blickt sie zuversichtlicher auf den nahenden Winter.
arche noVa setzt sich dafür ein, dass Menschen wie Lidiia in ihr Zuhause zurückkehren und den Winter ohne Angst vor der Kälte überstehen können. Insgesamt erreicht unser Gebäudeprogramm 3.900 Menschen in der Ukraine. Schon Kleinigkeiten wie Holz und Nägel sind beim Wiederaufbau eine große Hilfe. Deshalb zählt für uns jede Spende.