Projektumsetzung durch Sicherheitssituation beeinträchtigt
Mitte April 2023 sind im Sudan militärische Gefechte ausgebrochen. Die Gewalt zwischen den Konfliktparteien hält an. Infolge der Kämpfe sind mehrere Hundert Menschen getötet worden. Es herrscht humanitärer Notstand. Die Vereinten Nationen sprechen von 25 Millionen Menschen, die Hilfe benötigen. Auch unser Projekt ist von der Lage betroffen. Die Logistik ist stark eingeschränkt, der Treibstoff ist knapp, die Kommunikationswege sind immer wieder unterbrochen. Dennoch setzt unsere lokale Partnerorganisation weiter Maßnahmen um, wenn auch verzögert und eingeschränkt. Dabei wächst der Hilfsbedarf vor Ort, denn Gedaref Staat ist Zufluchtsort vieler Binnenvertriebener. arche noVa plant zusätzliche Hilfe.
Mangelversorgung, eine extrem schwache Wirtschaftskraft und eine galoppierende Inflation bestimmen das Leben der Menschen im Sudan. Allein die Weizenpreise sind 2022 um mehr als 200 Prozent gestiegen. Hintergrund bilden Probleme aus vergangenen Jahrzehnten, sowie die weiterhin instabilen Verhältnisse und Machtkämpfe im Land. Hinzukommen häufige Dürren in einigen Teile des Landes aber auch die internationalen Verwerfungen auf dem Rohstoffmarkt in Folge des Kriegs in der Ukraine. Ein großer Teil der Bevölkerung ist von Nahrungsmittelhilfen abhängig.
Hauptziel unserer Arbeit im Sudan ist es, die Dorfgemeinschaften in unserem Projektgebiet im Staat Gedaref zu stärken und ihre Widerstandskraft zu erhöhen. Für dieses Projekt konnten wir die sudanesische Organisation FPDO (Friends of Peace and Development Organization) als Implementierungspartner gewinnen. Sie ist bereits seit Jahren in vielen Regionen des Sudans fest in der Zivilgesellschaft verankert.
Gemeinsam zielen wir darauf ab, die landwirtschaftliche Produktivität in den Projektgemeinden zu verbessern, den Zugang zu Wasser und Sanitäreinrichtungen zu sichern und die Hygienesituation zu verbessern. Dabei binden wir Schulen, Gesundheitszentren und lokale Gemeindestrukturen in die Maßnahmen ein.
Ernährungssicherung: Landwirtschaftliche Erträge steigern
So wie weite Teile Ostafrikas ist auch der Osten des Sudans vom Klimawandel betroffen. Zyklische Überschwemmungen und Dürren zerstören landwirtschaftliche Flächen und vernichten Ernten. Das trifft die Menschen hart, weil die Landwirtschaft das Haupteinkommen der meisten Familien darstellt. In Handarbeit bearbeiten sie kleine Flächen, die nur geringe Erträge bringen. Damit versuchen sie nicht nur die Eigenversorgung zu sichern, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Menschen, die als Binnenvertriebene und als Geflüchtete aus dem Nachbarland Äthiopien in dieser Region Schutz suchen. Für alle Menschen vor Ort gilt: Aus Mangel an Alternativen ernähren sie sich häufig einseitig, was wiederum eine Ursache von Unter- und Mangelernährung ist.
Gemeinsam mit FDPO unterstützen wir die betroffene Bevölkerung, ihre Landwirtschaft an den Klimawandel anzupassen, ihre Ernährung zu verbessern und mehr Lebensmittel für den Verkauf herzustellen.
Ganz konkret erlernen die teilnehmenden Landwirte und Landwirtinnen verbesserte Anbaumethoden und das Anlegen von Gemüsegärten. Dabei geht es unter anderem um die Vorbereitung des Bodens, Möglichkeiten der Düngung und Schädlingsbekämpfung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten klimaresistentes Saatgut und das notwendige Werkzeug für Aussaat, Feldarbeit und Ernte. Dies verbessert die Ernährungssituation der beteiligten Familien und ermöglicht den Verkauf ihrer Produkte, womit das Haushaltseinkommen steigt.
Gezielt werden zudem von Frauen geführte Haushalte, die besonders bedürftig sind, mit weiteren Aktivitäten unterstützt. Sie können an Trainings teilnehmen, in denen es um die Verarbeitung von Nahrungsmitteln, deren Vermarktung sowie um betriebswirtschaftliche Kenntnisse geht.
Basisversorgung: Wasser, Toiletten und Hygiene
Der Staat Gedaref liegt weitab der Hauptstadt und wird seit Jahren von der Zentralregierung vernachlässigt. Demzufolge fehlt es an Infrastruktur. Das gilt für Verkehrswege, Gesundheitswesen aber auch für den Bereich Wasser- und Sanitärversorgung. Eine große Mehrheit der Bevölkerung beklagt, dass sie nicht ausreichend Zugang zu Wasser haben. „Nicht ausreichend“ bezeichnet in erster Linie die Menge, die beschafft werden kann, es umfasst aber auch die Zugänglichkeit. Weite Wege zur nächsten Wasserstelle, langes Anstehen oder hohe Preise kennzeichnen die schlechte Versorgungslage. An vielen Stellen fehlen Wassersysteme vollständig, noch häufiger sind bestehende Anlagen abgenutzt und marode.
Um die Versorgung in unserem Projektgebiet zu verbessern, werden in zehn Dörfern bestehende aber kaputte Handpumpen repariert sowie zehn neue Handpumpen gebaut. Davon profitieren jeweils rund 500 Dorfbewohnerinnen und -bewohner. Aus ihren Reihen werden an jedem Standort Wasserkomitees gebildet. Sie übernehmen den Betrieb und die langfristige Instandsetzung der Anlagen. Dafür werden sie geschult und mit Werkzeugen sowie Ersatzteilen ausgestattet.
Außerdem werden zwei Bohrlöcher ausgebaut. Geplant ist unter anderem ein Solarsystem als zusätzliche Stromquelle für die Pumpe an einem der Standorte sowie das Aufstellen eines 10.000-Liter-Wassertanks inklusive Zapfstelle für die Wasserausgabe. Alle Arbeiten erfolgen in Abstimmung mit den zuständigen lokalen Behörden und im Austausch mit anderen vor Ort aktiven Hilfsorganisationen. Die Auswahl der Projektdörfer ergibt sich aus einer systematischen Bedarfsermittlung.
Dies gilt auch für die Auswahl von Schulen und Gesundheitszentren, an denen neue Sanitäranlagen gebaut werden. Insgesamt acht Einrichtungen erhalten neue, Geschlechter getrennte Toiletten. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Gesundheitsvorsorge vor Ort. Weil fehlende Sanitärversorgung und schlechte hygienische Bedingungen das Risiko vermeidbarer Krankheiten erhöhen, fördern wir die Gemeinden. Hygienekomitees werden gegründet und mit speziell angepassten Trainings geschult. Die Themen reichen von medizinischem Hintergrundwissen über einfache Verhaltensregeln wie dem Händewaschen bis zu Methodenwissen, mit dem Menschen zur Verhaltensänderung motiviert werden. Als „Hygieneprofis“ werden die Komitees in den Gemeinden die Menschen ansprechen und ihr Wissen weitergeben.
Projektsteckbrief
Humanitäre Hilfe im Bereich WASH und Ernährungssicherheit für Menschen, die von verschiedenen Naturkatastrophen und Konflikten im Sudan betroffen sind
156.900 Menschen in ländlichen Gemeinden des Gedaref State
- Installation 10 neuer und Instandsetzung 10 vorhandener Handpumpen
- Erweiterung von 2 Bohrlöchern durch Solarsysteme.
- Bildung und Unterstützung von Wassernutzerkomitees einschließlich Ausrüstungen
- Bau von 8 Latrinen in Schulen und Gesundheitszentren
- Förderung der Hygiene
- Schulung von 500 Menschen in guter landwirtschaftlicher Praxis (GAP) sowie Verteilung von Saatgut und Werkzeugen
- Schulung von 300 Frauen, die allein einen Haushalt leiten, im Gemüseanbau, sowie Verteilung von Startersets
- Schulung von 450 bedürftigen Frauen in den Bereichen Lebensmittelverarbeitung, Sparen/Kredit, Marketing und Unternehmensführung.
Friends of Peace and Development Organization (FPDO)
Auswärtiges Amt