Der Nordosten Malis ist seit Jahrhunderten für seinen kulturellen Reichtum bekannt und gleichzeitig eine der ärmsten Regionen des ohnehin wirtschaftlichen schwachen Landes. Die jüngste Krise 2012 ist noch nicht überwunden. Zwar konnten bewaffnete Gruppen aus den größeren Orten verdrängt werden, aber längst sind nicht alle Konfliktherde erloschen. Die anhaltend schwierige Sicherheitslage macht wichtige Aufbauarbeiten zu einer Herausforderung. arche noVa ist als eine der wenigen internationalen Hilfsorganisationen vor Ort aktiv und arbeitet seit 2013 eng mit lokalen Organisationen zusammen, die die Lage vor Ort genau einschätzen und den Hilfsbedarf der Menschen kennen. Zu den drängendsten Problemen im Projektgebiet zählen der Wassermangel sowie die Chancenlosigkeit junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Unser Projekt ermöglicht den Bau von Brunnen und Sanitäranlagen, unterstützt Schulgemeinschaften und die berufliche Bildung.
Wasser ist die Basis
Zwischen der Saharawüste und dem fruchtbaren Nigertal herrscht in der Region Gao Sahel-Klima mit langen Trockenzeiten und kurzen Regenzeiten, die zunehmend unregelmäßig und unberechenbar geworden sind. Der Niederschlag reicht kaum für die Bewirtschaftung der Felder. Zu den drängendsten Problemen in der Region gehört die Nahrungsmittelunsicherheit und der mangelnde Zugang zu sicherem Trinkwasser, Sanitärversorgung und Hygiene.
Der Niger ist der größte Wasserlauf des Landes und speist auch in der Projektregion die von der lokalen Bevölkerung genutzten Brunnen. Immer längere Dürreperioden machen die Wasserversorgung knapp und prekär. Weite Wege beim Wasserholen müssen vor allem die Familien zurücklegen, die fernab des Flusses leben. Das Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen (OCHA) berichtet, dass 38 Prozent der Bevölkerung in der Region Gao keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben.
arche noVa ist seit 2013 im Bereich Wasser, Sanitär und Hygiene im Norden Malis engagiert. Das aktuelle Projekt findet in 21 Dörfern statt. Ein Schwerpunkt bildet die Wasser- und Sanitärversorgung an Schulen sowie die Verbesserung der Hygienebedingungen. Zehn neue Brunnen werden errichtet, fünf instand gesetzt. Für die Bevölkerung in drei besonders unter Wasserknappheit leidenden Dörfern baut arche noVa zudem moderne kommunale Brunnen mit Solarpumpen. Jeder dieser Brunnen verfügt zudem über zwei Wasserträge zum Tränken der Tiere. Als Beitrag zur Gesundheitsvorsorge verteilt arche noVa außerdem Chlorierungstabletten zur Wasseraufbereitung an die Haushalte, welche in unmittelbarer Flussnähe leben und ihr Wasser direkt daraus beziehen.
Mehr Gesundheit und Hygiene
Sichere Wasserversorgung bildet die Basis für alles, doch für eine umfassende Verbesserung der Lebensbedingungen reichen Brunnen alleine nicht. Erst mit dem Bau von Sanitäreinrichtungen und besseren Hygienepraktiken wird der Weg aus Armut, Mangelernährung und häufigen Erkrankungen möglich. arche noVa fördert offensiv den Bau von Toiletten, nicht zuletzt um die Umwelt und die Wasserressourcen vor Verunreinigungen zu schützen. Zudem ist es eine Frage der persönlichen Hygiene und Würde, seine Notdurft nicht im Freien verrichten zu müssen. Gerade Mädchen, die ins Menstruationsalter gekommen sind, profitieren davon, wenn es an ihren Schulen Toiletten gibt. Mit dem Bau von Sanitäranlagen unterstützt arche noVa die jungen Frauen auf ihrem Weg zu Bildung und beruflichen Perspektiven. Insgesamt werden an den beteiligten Schulen acht neue Latrinenblöcke gebaut und acht alte repariert.
An allen 26 beteiligten Schulen werden Schulverwaltungs-Komitees und Hygieneclubs etabliert und geschult. Sie übernehmen Wartung und Instandhaltung der gebauten Anlagen, dafür erhalten sie die entsprechenden Werkzeuge, Gerätschaften und Hilfsmittel. Die sogenannten WASH-Kits umfassen unter anderem Reinigungsmittel. Am Ende unseres Projektes werden alle Schulgemeinschaften (Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrerinnen und Lehrer) Wissen über Zugang und Nutzung der Wasser –und Sanitäranlagen sowie der Anwendung von Chlorierungstabletten besitzen.
Perspektiven eröffnen
In der Region Gao sowie in der gesamten Sahelzone sind Dürren und knappe landwirtschaftliche Produktion die Ursachen für Armut, Mangelernährung und Abwanderung. Um dieser Situation entgegenzutreten, unterstützen wir Landwirte und Viehzüchter. Viele von ihnen wurden in den letzten Jahren in die Verschuldung getrieben oder gezwungen, ihre Tiere zu verkaufen. Andere waren in Nachbarregionen geflüchtet. Junge Menschen suchten sich Arbeit in den großen Städten oder im Ausland. arche noVa unterstützt die Menschen dabei, neue Perspektiven zu erschließen. Das gilt auch für Rückkehrende. In den Projektdörfern soll mehr geerntet werden, sollen die Viehherden wachsen, die Frauen mehr Einkommen erzielen und die Fischerei mehr Ertrag bringen. Deshalb gibt es Schulungen zu Anbaumethoden, zum Gartenbau, zur Agroforstwirtschaft, zu Veterinärmedizin (insbesondere Impfungen) zu Fischereirecht und modernenenFischereimethoden sowie zu Finanzmanagement. Die Beteiligten erhalten zudem das dafür notwendige Material, wie zum Beispiel Saatgut oder Werkzeuge. Ziel ist es, dass möglichst viele Beteiligte im Laufe des Projektes den Grundstein für eine eigene Geschäftstätigkeit legen beziehungsweise ihre Berufstätigkeit auf stabilere Füße stellen. Dreh- und Angelpunkt bilden 21 neue Spar-Kreditkooperativen und die enge Betreuung der Menschen in den Schulungen.
„Beim Zugang zu Land, Krediten und Saatgut werden Frauen in Mali traditionell stark benachteiligt. Dadurch sind sie von Armut besonders stark betroffen. Zugleich müssen sie oft die ganze Familie versorgen. Unser Projekt richtet sich ganz besonders an Mädchen und Frauen. Sie sollen die Schule abschließen und selber Geld verdienen können.“
Vor Ort
arche noVa verfolgt grundsätzlich den Ansatz, keine vorgefertigten Lösungen von außen in Projektgebiete zu tragen, sondern gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu agieren. Dementsprechend arbeiten wir in der Region Gao eng mit zwei lokalen Organisationen zusammen. Nord et Developpement (Nordev) und Nouveau Horizonz (NoHo) sind vor Ort verankert und kennen die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Menschen. Die beiden Organisationen übernehmen die Umsetzung des Projektes in enger Kooperation mit unserem lokalen Team in Mali. Alle Hilfsgüter und das notwendige Material werden lokal beschafft. Einheimische Firmen übernehmen nach Ausschreibung die Bauvorhaben.
Projektförderung durch SKala Phineo
Unser Projekt „Verbesserung der Wasser- und Sanitärversorgung sowie Einkommens- und Ernährungssicherheit in der Region Gao“ wird durch die SKala-Initiative gefördert. SKala ist eine Initiative der Unternehmerin Susanne Klatten in Partnerschaft mit dem gemeinnützigen Analyse- und Beratungshaus PHINEO. SKala fördert etwa 100 gemeinnützige Organisationen mit insgesamt bis zu 100 Millionen Euro in den Bereichen Inklusion und Teilhabe, Engagement und Kompetenzförderung, Brücke zwischen den Generationen sowie Vergessene Krisen. Unterstützt werden ausschließlich Organisationen, die gegenüber PHINEO eine große soziale Wirkung nachgewiesen haben.
Projektsteckbrief
Verbesserung der Wasser- und Sanitärversorgung sowie Einkommens- und Ernährungssicherheit in der Region Gao
22.500 Menschen in 21 Dörfern
- Bau und Rehabilitierung von 31 Wasseranlagen und sanitären Einrichtungen in Schulen (16 Latrinenblöcke à 3 Latrinen, 15 Brunnenbohrungen)
- Bau von 3 Brunnen und 2 Tiertränken in 3 Gemeinden
- Bereitstellung von 50 Paketen Chlorierungstabletten (48.000 Tabletten pro Paket) zur Wasseraufbereitung in 3 Gemeinden
- Bereitstellung von WASH-Kits für 26 Schulen mit Werkzeugen, Reinigungsmittel etc. zur Wartung und Instandhaltung der geschaffenen Einrichtung
- Gründung von Hygieneclubs inklusive Hygieneschulungen an 26 Schulen
- Gründung und Ausbildung von Schulverwaltungskomitees zur Wartung der Anlagen
- 430 Landwirte erhalten zur Bodenverbesserung Gründüngungspflanzen
- Saatgut, Werkzeuge und Schulungen für 430 Landwirte
- Aufbau von 6 Getreidespeichern
- Schulung im Bereich medizinische Versorgung von Nutztieren - Bau von 5 Impfparks (befestigte Gatter, Impfstoffe) für 200 medizinische Tierhelfer
- Ausstattung und Weiterbildung von 150 Fischern zu Fischereirecht und nachhaltigen Fischereimethoden
- Ausstattung und Schulung für 21 Frauengruppen (252 Frauen) im Bereich Kleingartenbewirtschaftung und Agroforstwirtschaft
- 21 Spargruppen werden gebildet, sie erhalten Fortbildung und Startkapital
- NOR.DEV (Nord et Developpement)
- NOUVEAUX HORIZONS
SKala-Initiative der PHINEO gemeinnützige AG